Bregenz: Uraufführung von "Wienerwald"-Oper

Heinz Karl Gruber gehört zu den eigenwilligsten Persönlichkeiten der Klassikszene. Der Komponist, Dirigent und Chansonnier leitet heuer bei den Bregenzer Festspielen die Uraufführung seiner Oper "Geschichten aus dem Wienerwald".

Mittagsjournal, 28.4.2014

"Geschichten aus dem Wienerwald" heißt ein charmanter Walzer von Johann Strauß Sohn sowie das bekannteste und mehrfach verfilmte Theaterstück des ungarisch-österreichischen Schriftstellers Ödön von Horváth. Die bittere Satire über die Verlogenheit und Brutalität des Kleinbürgertums, und da sind wir schon eher bei HK Gruber. Denn wo die Wiener Gemütlichkeit zur Floskel wird, ist er zu Hause.

Die Idee zur Oper stammt vom Regisseur und Librettisten Michael Sturminger, der das Stück auch inszenieren wird. Die tragisch-brutale Geschichte um das süße Mädel Marianne und den biederen Fleischhauer Oskar spiegelt die von der Weltwirtschaftskrise und Existenzängsten geprägten späten 1920er Jahre. Eine Situation die uns heute sehr bekannt vorkommen kann.

Charaktere statt Klischees

HK Gruber mixte bereits in seinem Pandämonium "Frankenstein!!" ganz unterschiedliche Ebenen von Wiener Musik über Sprechgesang bis hin zum Kabarett. In seinen "Geschichten aus dem Wiener Wald" will er vor allem plumpe Wiener Klischees meiden. Ihm geht es eher um die Herausarbeitung der Charaktere und um musikalische Verfremdungen.

Die Oper sollte schon bei den vergangenen Bregenzer Festspielen uraufgeführt werden, ist aber nicht rechtzeitig fertig geworden und so wurde diese um ein Jahr verschoben. Ein Luxus, den nicht jeder Auftraggeber gewährt, denn "Komponisten werden heute Legebatteriehennen gleichgesetzt", wie HK Gruber meint. Die letzten Noten wurden vor vier Tagen geschrieben. Der Uraufführung sollte also nichts mehr im Weg stehen.

Textfassung: Eva Krepelka