Im Dienste der Peristaltik der Stadt

Die Rolltreppenmonteure

Jeden Morgen befördern Rolltreppen Massen an frisch gekämmten Stadtbewohnern hinab, in die Unterführungen und U-Bahnlinien der Stadt. Abends dann hieven sie den zerknitterten, vom Arbeitsumtrieb abgekauten Bürger wieder hinauf auf sein privates Straßenniveau und speien den unter Tag eilig verzehrten Passanten liebevoll zurück auf den Asphalt.

Was den menschlichen Innereien versagt bleibt, nämlich eine Nacht lang Pause zu machen um sich generalsanieren zu lassen, wird Rolltreppen im öffentlichen Raum zuteil. Es gibt einige wenige Firmen in Österreich, die vertraglich befugt sind, das Exoskelett der stählernen Fahrtreppen zu öffnen und tief drinnen, am offenen Herzen der Antriebe zu operieren.

  • Mann beim Rolltreppenservice

    Herr Kozel und Herr Jungwirth beim Absperrgitter.

    (c) Meisel, ORF

  • Mann beim Rolltreppenservice

    Der Staubsauger ist das wichtigste Utensil.

    (c) Meisel, ORF

  • Mann beim Rolltreppenservice

    Mitternacht: Die Kammplatte der Rolltreppe wurde abgeschraubt.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Der Zugang zu den Antrieben einer zwanzig Meter langen Fahrtreppe.

    (c) Meisel, ORF

  • Mann beim Rolltreppenservice

    Der Rolltreppenmonteur Herr Jungwirth macht im Schacht eine erste Bestandsaufnahme.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Für die Feinarbeit gesellt sich Herr Kozel im Antriebsraum dazu.

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    Das Motorgehäuse wird geöffnet.

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    Die Antriebe werden stillgelegt.

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    Kabelverbindungen werden gekappt um den Motor am nächsten Tag hinausheben zu können.

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    Der nächtliche Untertag-Arbeiter Herr Jungwirth kommt wieder ans Licht.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Die Stufen werden ausgebaut, Lichter und Lampen überprüft.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Die Gravur an der Kammplatte verrät, welche Firma die Rolltreppe betreut.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Die Kammplatte, das heikle Stück, muß zuerst aus- dann wieder perfekt einrasten.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Der gelbe Antriebsmotor sitzt bei einer kurzen Rolltreppe (nicht in einem eigenen Raum, sondern) direkt unter der Bodenplatte.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Nach drei Stunden ist wieder alles in Ordnung.

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  • Mann beim Rolltreppenservice

    Die Rolltreppe kann wieder Zähnchen zeigen ...

    (c) Meisel, ORF

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Nicht nur dann, wenn sich ein Stein im Spalt zwischen den Treppenzähnchen und der Kammplatte verbeißt und so ein automatisches Abschalten der Treppe auslöst. Eingeklemmte Hundepfoten, zu lange Rocksäume, falsch schlafende Vögel fallen ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der "heilenden Berufe" rund um die Rolltreppe, deren fachkundige Vertreter nie weit entfernt sind und per Notsignal herbeigerufen werden können, um mit Schere, Kescher und Beißkorb alle Arten von Hängengebliebenen zu befreien.

Für die Monteure bedeutet jede Rolltreppenwartung ein kleines Abenteuer. Immer gibt es etwas Interessantes im Schacht zu finden. Bei langanhaltendem Schlechtwetter sind es Schirmspitzen und Fetzen von Regenpelerinen, bei Hitze finden sich Sandalen und Schmuck. Eine Sedimentprobe der Zivilisation.

Jede Rolltreppe wird einmal im Monat gewartet, gereinigt und rundum gepflegt. Meistens geschieht das bei Nacht, wenn die natürliche Ruhephase von Stadt, Mensch und ihren Rolltreppen beginnt. Die Anästhesisten heißen Arno Kozel und Alexander Jungwirth, das Narkotikum für die stählerne Speiseröhre der Stadt heißt schlicht: Stromabschalten.