Metaller verhandeln flexible Arbeitszeit

Nach viel Aufregung und sogar Streiks ist das Thema flexible Arbeitszeiten in der Metallindustrie aus den Verhandlungen der Herbstlohnrunde ausgeklammert. Jetzt wird sie erneut diskutiert, bis Ende Juni sollte es eine Einigung geben. Danach sieht es aber derzeit nicht aus.

Morgenjournal, 31.5.2014

"Arbeiten können, wenn wir Arbeit haben"

Seit knapp einem halben Jahr verhandeln Metallindustrie und Gewerkschaft über flexiblere Arbeitszeiten – bisher ohne Ergebnis. Bis zum Ende der selbst gesetzten Frist habe man noch etwas Zeit, sich zu einigen, heißt es von beiden Seiten. Bisher gibt es aber noch keine Annährung, kein einziger Teilbereich konnte in den vergangenen Monaten abgeschlossen werden.

Worum geht es? Die Arbeitgeber wollen ein Zeitkonto einführen, um auf Auftragsschwankungen flexibler reagieren zu können. Beschäftigte sollen einmal länger, einmal kürzer arbeiten, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie, die 120.000 Menschen beschäftigt. "Es geht also darum, dass wir dann arbeiten können, wenn wir Arbeit haben, und die aufgebauten Stunden dann abbauen, wenn wir nicht so viel Arbeit haben."

Überstundenabgeltung in Zeit

Überstundenzuschläge sollen nicht mehr automatisch bezahlt werden, sondern erst ab einem bestimmten Ausmaß an Mehrarbeit, die Industrie schlägt vor ab 167 Stunden. Daran sind die Verhandlungen schon im Herbst gescheitert und daran spießt es sich auch jetzt wieder, sagt der Obmann der Gewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer. "Mehr Flexibilisierung zum Nulltarif wird es nicht geben." Die Schwankungen und das Risiko nur den Arbeitnehmern zu übertagen, gehe nicht, so Wimmer.

Ob es finanzielle oder Zeitzuschläge gibt, da zeigt sich die Gewerkschaft verhandlungsbereit: "Wir könnten uns eine größere Flexibilität vorstellen, unter der Voraussetzung, dass erschwerte Arbeitsbedingungen in Zeit abgegolten werden. Das ist der Punkt, der zur Zeit von den Arbeitgebern noch nicht hingenommen wird." Konkret könnte es einen Zeitzuschlag von 25 Prozent geben: Wenn ein Metallarbeiter also innerhalb einiger Monate 100 Überstunden aufbaut, sollte er 125 Stunden gutgeschrieben bekommen, die er sich dann frei einteilen kann, so das Modell der Gewerkschaft.

Beide Seiten unnachgiebig

Für die Wirtschaft ist das Gewerkschaftsmodell nichts anderes als eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, kritisiert Industrieverhandler Knill: "Letztendlich ist eine Arbeitszeitverkürzung immer eine Verteuerung des Arbeitsplatzes, was für uns absolut nicht in Frage kommt."

Die Fronten sind verhärtet. Übernächste Woche, nach Pfingsten, wird weiterverhandelt. Dann bleibt nur mehr wenig Zeit, um – wie geplant – noch im Juni ein flexibleres Arbeitszeitmodell zu vereinbaren, bevor wieder das jährliche Feilschen um die Lohnerhöhung im Herbst beginnt.

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