Brasilien: Am Tag des WM-Auftakts

Ab heute heißt es vier Wochen Schlafentzug für alle, die kein Spiel der Fußball-WM auslassen wollen. Um 22 Uhr wird in Sao Paulo das erste Match angepfiffen: Brasilien gegen Kroatien. Die Streiks der U-Bahn-Fahrer dürften nun doch rechtzeitig vor Beginn der Weltmeisterschaft beendet sein. Die Hoffnung der Regierung, die Fußball-Euphorie werde den Unmut über die Kosten und die sozialen Probleme schon verdrängen, diese Hoffnung könnte sich erfüllen.

Fußballdressen auf einer Leine

(c) APA/EPA/ROBERT GHEMENT

Morgenjournal, 12.6.2014

Aus Sao Paulo

Vorerst keine weiteren U-Bahn-Streiks

24 Grad und beinahe wolkenloser Himmel – das sagt der Wetterbericht für Sao Paulo. Und das ist gut so, denn das Dach des Fußballstadions Itaquerão konnte bis zur WM nicht vollständig fertiggestellt werden. Auch die Tribünen werden teilweise improvisiert sein. Das Fußballstadion von Sao Paulo wurde für die WM neu gebaut und sorgte immer wieder für Schlagzeilen: Bei einem Unfall starben zwei Arbeiter, die Kosten waren um ein Drittel höher als ursprünglich veranschlagt.

Neben dem Wetter gibt es noch eine gute Nachricht für Fußballfans in Sao Paulo: Die U-Bahn-Angestellten werden am Eröffnungstag der Fußball-WM doch nicht streiken. Das hat die Gewerkschaft gestern Abend beschlossen - vorerst: Denn Einigung über die geforderte Lohnerhöhung gibt es noch keine. Es könnten also weitere U-Bahn-Streiks folgen.

Arbeiter-Demos ebenfalls ausgesetzt

Doch selbst wenn es wieder Streiks gebe, habe man längst einen Plan B entwickelt, betonte Geraldo Alckmin, der Gouverneur von Sao Paulo gestern: Eine Reservemannschaft werde im Streikfall einspringen. Zusätzlich wird es Sonderzüge und Spezialbusse geben, um die 60.000 Fußballfans in Stadion zu transportieren. Einige Straßen im Umkreis werden für den restlichen Verkehr gesperrt, damit die Busse schneller ins Stadion gelangen.

Noch einen Erfolg konnte die Regierung von Sao Paulo erzielen: Die Bewegung der obdachlosen Arbeiter hat versprochen, während der Fußball-WM auf weitere Demonstrationen zu verzichten, nachdem ihnen die Regierung Zugeständnisse gemacht hat. Anfang Mai hatten 4.000 obdachlose Menschen ein leeres Grundstück in der Nähe des Fußballstadions besetzt. An ihren Kundgebungen nahmen bis zu 10.000 Menschen teil. Demonstrationen gegen die Fußball WM könnte es in Sao Paulo trotzdem geben. Im Umkreis des Stadions werden 4.000 Militärpolizisten unterwegs sein.

Flugpersonal in Rio streikt

Schlechte Nachrichten gibt es allerdings für Fußballfans, die aus Rio de Janeiro anreisen: Denn dort wird auf allen drei Flughäfen gestreikt. 20 Prozent des Bodenpersonals will für 24 Stunden die Arbeit niederlegen. Und das könnte zu empfindlichen Verspätungen führen.