Rätsel über Lücken in Luftraumüberwachung
Pro Tag sind in Europas Lufträumen zehntausende Flugzeuge unterwegs. Ohne genaue Positionsbestimmung und Koordination ist das nicht möglich. Ein Albtraum, wenn plötzlich der Radarkontakt zu den Flugzeugen abreißt. Genau das ist jetzt zwei Mal hintereinander passiert. Über den Grund wird gerätselt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.6.2014
Flugzeuge verschwinden vom Radarschirm
Zuerst zu jenen Dingen die zweifelfrei feststehen: Zwei Mal, am fünften und am zehnten Juni sind zahlreiche Flugzeuge von den Radarschirmen der zivilen Flugüberwachung verschwunden. Betroffen sind die Lufträume in der Slowakei, in Tschechien, Deutschland und auch in Österreich. Nicht alle Flugzeuge sind weg - aber in Summe um die 40 bis 50. Wenn das passiert werden die Piloten per Funk kontaktiert und sie müssen der Luftraumüberwachung sogenannte Positionsmeldungen durchgeben - also in welcher Höhe sie sind und wo sie sich gerade befinden. Diese Meldungen müssen dann alle paar Minuten aktualisiert werden. Die Folge: Die Flugzeuge können nicht so dicht gestaffelt fliegen wie üblich. Wenn aber plötzlich hunderte oder gar alle Flugzeuge in einer Region verschwinden dann wird es sehr schnell sehr unangenehm.
Warum ist das jetzt eigentlich passiert? Die zivile Luftraumüberwachung arbeitet mit einem sogenannten Sekundärradarsystem. Die Bodenkontrolle ist von einem technischen Gegenstück im Flugzeug abhängig - den sogenannten Transponder. Dieser Transponder übermittelt Position, Flughöhe, Geschwindigkeit, Flugnummer und so weiter. Wenn dieser Transpondern nicht mehr funktioniert oder das Signal gestört wird, verschwindet das Flugzeug von den Bildschirmen der zivilen Luftfahrtkontrolle. Dieses Signal beziehungsweise die Frequenz ist offenbar gestört worden. Das hat aber auf das militärische Radar keine Auswirkungen. Denn hier werden die Radarstrahlen von den Flugzeugen reflektiert. Ein Transponder ist nicht notwendig.
Doch eine Übernahme der zivilen Luftfahrtkontrolle in Österreich durch das Militär ist erstens rechtlich nicht erlaubt und würde eine Planungs- und Vorlaufzeit brauchen. Denn dann ist viel mehr Personal notwendig.
Suche nach Ursachen: Hackerangriff?
Das führt jetzt zur Frage: Wie konnte das passieren. Bei der Austro Control heißt es, man wisse es nicht, das werde auf europäischer Ebene untersucht, so Pressesprecher Markus Prohanka. Experten im Bundesheer, die allerdings anonym bleiben wollen, sprechen wörtlich davon, dass die Situation deutlich schlimmer gewesen sei als angenommen. Die schlimmste Variante sei, dass es einen Hackerangriff auf das Computersystem der Flugsicherung gegeben habe. Das könnte dramatische Auswirkungen haben. Denn die Vorstellung, dass er gesamte Flugverkehr in Europa vielleicht für Tage zum erliegen kommt, freut wohl nur Flughafenanrainer. Es wäre wirtschaftlich eine Katastrophe.
Zweite Möglichkeit: Die NATO hat bei einem Manöver in Ungarn, eine neue Technologie ausprobiert. Und dann ist etwas schief gegangen.
Oder drittens: Das Militär, welches auch immer, riskiert eben auch die Sicherheit der Zivilluftfahrt bewusst - auch um etwa in Richtung Russland, Stichwort Ukraine Krise, zu zeigen was man kann.
Auch aus Richtung Norditalien ist zumindest einmal das zivile Radar gestört worden. Angeblich war ein Radar-Überwachungsflugzeug der USA im Spiel. Der Bundesheer Experte berichtet aber auch, dass es mehr als die zwei bekannten Vorfälle gegeben hat, man aber unter allen Umständen verhindern will, dass Panik ausbricht.
Übersicht
- Sicherheit