"Ein gutes Klavier nervt nicht"
Klaviermacher Gerhard Fichtenbauer
Der Wiener Gerhard Fichtenbauer stimmt, repariert und konstruiert Klaviere. Als vorläufig letzter Spross eines traditionsreichen Familienunternehmens möchte er nicht mehr erklären müssen, warum Klaviere so teuer sind.
8. April 2017, 21:58
Die Auslage ist mit lindgrünen Jalousien verdunkelt, der Schriftzug an der Fassade scheint einer anderen Zeit entsprungen zu sein. Man ist sich nicht ganz sicher, ob "Klaviere Fichtenbauer" in der Blumauergasse 25 in der Leopoldstadt eigentlich noch existiert.
Die Verdunkelung dient nicht nur zum Schutz der edlen Hölzer seiner Klaviere, sagt der Mittvierziger. Laufkundschaft gibt es kaum mehr, die Zeiten, als man sich ein Klavier als lebenslanger Begleiter angeschafft hat, sind ohnehin vorbei.
Die Konkurrenz von Internet und Billigware aus Asien machen dem heimischen Instrumentenhandel das Überleben schwer, "wie soll man in solchen Zeiten erklären, warum Qualität seinen Preis hat".
Gerhard Fichtenbauer steckt seiner Energie lieber in die Konstruktion eigener Pianinos und Flügel, die Kenner zu schätzen wissen. Es ist für ihn Pflicht und Lebensaufgabe zugleich, die Familientradition damit zu krönen, Unikate aus dem Hause Fichtenbauer zu schaffen.
"Schüler von Bösendorfer" steht unter seinem Namensschriftzug auf den Klavieren, in dieser renommierten Klavierfabrik machte er die Lehre im Klavierbau, die besten Lehrmeister aber waren der Vater und die beiden Onkel, allesamt Klaviermacher. Als der jüngste von drei Söhnen ist ihm die Rolle des Nachfolgers zugefallen.
"Ein Klavier darf nicht nerven", sagt Gerhard Fichtenbauer. Es muss Klänge erzeugen, die den Spieler wie den Zuhörer magisch anziehen. Immer wieder und wieder, für viele Jahre.