Gelitin mit "Wachauer Nase"
Niederösterreich ist um ein Kunstwerk reicher: Am Wochenende wird "Die Wachauer Nase", eine Großskulptur der österreichischen Künstlergruppe Gelitin, feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Im Rahmen der Aktion "Wachau 2010" wird damit einmal mehr zeitgenössische Kunst in der Wachau implantiert.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.7.2014
Es könnte die Nase eines toten Riesen sein, die hier am Südufer der Donau aus der Erde ragt. So hoch, dass sie für die Kinder der Umgebung ein aufregendes Spielgerät darstellt. Kinder haben sogar auf dem Nasenrücken eine Schlange gebildet, sagt Wolfgang Gantner von Gelitin. Aber es ist natürlich kein Riese, sondern einfach ein Kunstwerk.
Es ist auch nicht die Nase der Sphinx, sondern einfach eine geschwungene Betonform, die sich harmonisch in den umliegenden Hügeln spiegelt, die bei Hochwasser immer wieder von der Donau überschwemmt wird, sodass sich schon etwas Schlamm in den Nasenlöchern gesammelt hat, und dass sie dereinst - von Moosen bewachsen - wohl eine organische Patina bekommen wird.
Ein friedlich ruhendes Kunstwerk von Gelitin also, ganz anders als der "Arc de Triomphe", eine Brunnenskulptur deren rosa Phallus 2003 in Salzburg für großes Aufsehen sorgte, zuerst verhüllt und dann abgebaut werden musste. Bei der Wachauer Nase kommt die Vorliebe von Gelitin, sich mit Körperteilen und Flüssigkeiten auseinanderzusetzen, nicht zum Tragen. Es gibt kein öffentliches Klo, keine Schlammlandschaft, keine Karotten im Anus. Und trotzdem regte sich im Vorfeld Widerstand gegen das Kunstwerk, sagt Katharina Blaas, die seit fast 20 Jahren als Leiterin von Kunst im Öffentlichen Raum in Niederösterreich das Land mit 500 hochkarätigen Kunstwerken überzogen hat.
Obwohl es immer wieder Widerstand und heftige Diskussionen gibt, hat die Kunst im öffentlichen Raum in NÖ weltweit Vorbildfunktion. Katharina Blaas wird als Vortragsreisende nach Hongkong, Peking oder Belgrad gerufen, weil sich viele Länder eine solche Dichte an zeitgenössischen Schätzen in der Landschaft wünschen, wie sie NÖ schon hat.