Aids: Wenig Betreuung für gefährdete Personen

Die am stärksten von einer HIV-Infektion betroffenen Gruppen, wie Homosexuelle, Sexarbeiterinnen und Drogensüchtige bekommen, laut Weltgesundheitsorganisation WHO am wenigsten Betreuung. Das sei nicht die Schuld der Betroffenen, sondern der Gesundheitsbehörden in den einzelnen Ländern. Und so steigen die Infektionsraten auch in Europa wieder an.

Mittagsjournal, 11.7.2014

Aids als chronische Krankheit

Das HI-Virus floriert, breitet sich aus und schlägt Wurzeln in unserer Gesellschaft, sagt Martin Seychell von der Europäischen Kommission. Aids würde zu einer weitere chronische Krankheit, wie etwa Krebs, werden und damit eine finanzielle Last für die Gesundheitssysteme darstellen.

Allein im letzten Jahr hat das Programm für Gesundheit und Konsumentenschutz der EU 57,5 Millionen Euro in HIV-AIDS-Präventions- und Hilfs-Projekte investiert und trotzdem sind die Botschaften zu „safer sex“ nur zum Teil angekommen in den am meisten betroffenen Gruppen, also bei Homosexuellen, Sexarbeiterinnen, Drogenabhängigen und Migranten. Vollkommen unterschiedliche Gruppen mit vollkommen unterschiedlichen Lebensstilen, sagt Martin Seychell. Die Herausforderung der EU sei es deshalb, neue Strategien zu finden, wie man diese unterschiedlichen Lebenswelten ganz gezielt erreichen kann.

Prävention im Internet

Doch das ist gar nicht so einfach. Ein Beispiel: Wenn vor 20 Jahren ein Mann einen Mann kennenlernen wollte, ist er in die angesagten Lokale gegangen, um einen Freier zu finden. Dort hat es dann Kondome und Gratis-Info-Flyer gegeben. Heute läuft die Kontaktanbahnung oft über das anonyme Internet. Aus Sicht von Isabell Mann von der AIDS-Hilfe Österreich kann das aber auch als Chance gesehen werden: "Das Internet ermöglicht viel. Es ermöglicht Kontaktanbahnung, aber auch sehr viel im Bereich der Prävention, wie etwa die Wissensvermittlung".

Wissen das dringend benötigt wird. "Beispielsweise das Wissen wie wichtig es ist sich früh testen zu lassen und rechtzeitig mit einer Therapie zu starten", sagt Mann. Denn nur wenn ich mich auf das HI-Virus testen lasse, weiß ich, ob ich es in mir trage oder nicht. Und nur dann kann ich mit der antiviralen Therapie anfangen, die verhindert, dass bei mir AIDS ausbricht. Zudem schütze ich mit diesem Wissen meinen Partner vor einer Ansteckung.

Chronische Belastung

In Österreich funktioniere die Aufklärung im Vergleich, vor allem zu den osteuropäischen Ländern, gut, bestätigt Anastasia Pharris vom europäischen Zentrum für Seuchenkontrolle, ECDC. Man liege unter dem EU-Durchschnitt, sagt sie. HIV/Aids ist eine Krankheit die zwar an Schrecken verloren hat, die, wenn sie aber nicht bekämpft wird, zu einer chronischen Belastung für die Betroffenen und das Gesundheitssystem wird.