Auf den Spuren der malaysischen Holzmafia

Raubzug auf den Regenwald

Sagt Ihnen Sarawak etwas? Kennen Sie die Penan? Das Erste ist ein malaysischer Bundesstaat auf der Insel Borneo, Zweiteres ist ein indigenes Volk in dieser Gegend. In einer Gegend, die von tropischem Regenwald geprägt ist, oder besser: war. Lukas Straumann enthüllt ein Netzwerk von Raffgier und Korruption in der malaysischen Holzmafia.

Was bei diesem Buch als Erstes auffällt: Es ist wunderschön gemacht. Das Papier, selbstverständlich zu 100 Prozent wiederverwertet, fühlt sich weich und angenehm an, die Innenseiten der Buchdeckel sind in einem satten Grün gehalten, das sich später in zahlreichen Bildern aus dem Urwald wiederfindet.

Beeindruckend auch die vielen Fotos. Von historischen Schwarz-Weiß-Bildern der 1951 erstmals dokumentierten indigenen Völker über aktuelle Porträts der von diesen bis hin zu Reportagefotos von Abholzung und Zerstörung. Dazu kommen detailreiche und gut gemachte Grafiken.

Milliardenvermögen durch Abholzung

Der Autor Lukas Straumann ist Geschäftsleiter des Bruno-Manser-Fonds, der sich seit über 20 Jahren für die Rechte der Indigenen auf Borneo einsetzt. Der Aktivist Bruno Manser hatte immer wieder öffentlichkeitswirksam auf das Thema aufmerksam gemacht. Seit seiner letzten Reise nach Sarawak im Jahr 2000 gilt Bruno Manser als verschollen.

Nun hat Lukas Straumann in jahrelanger Recherche die brisanten Hintergründe der Abholzung der Regenwälder von Borneo zusammengetragen. Im Zentrum steht der malaysische Provinz-Gouverneur Taib Mahmud, dessen Familie durch Abholzung und Korruption ein Milliardenvermögen angehäuft haben soll.

Seit wenigen Monaten steht Taib Mahmud nach 33 Jahren nicht mehr an der Spitze der Provinz. Doch sein Netzwerk an Immobilien, Firmenbeteiligungen und internationalen Machenschaften wirkt weiterhin nach.

Großteil des Urwaldes bereits zerstört

Malaysia war ab den 1990er Jahren der größte Exporteur von Tropenholz und hatte die weltweit höchste Abholzungsrate, mehr als 19 Millionen Kubikmeter wurden damals pro Jahr geschlagen. Heute sind es immer noch rund 10 Millionen. Und auch wenn das Land jetzt mit seiner einzigartigen Natur um Touristen wirbt und tatsächlich einige Naturschutzgebiete eingerichtet wurden, ein enormer Teil des Urwaldes ist bereits zerstört. Um sich die aktuelle Situation anzusehen, hat der Autor das Volk der Penan besucht, bei dem der Fonds-Gründer Bruno Manser sechs Jahre gelebt hat.

Die Penan kennen 1.300 Ausdrücke für Bäume und Waldpflanzen. Sie brauchen den Wald zum Überleben. Doch seit den 1980er Jahren müssen sie um ihr Land kämpfen.

Taib Mahmud setzte auf Zeit, wartete ab, bis die meisten Indigenen aufgaben, dann ließ er die Proteste auflösen und die verbliebenen Oppositionellen verhaften. Zahlreiche weitere Proteste folgten. Große Erfolge gab es nicht.

Plantagen statt Urwald

Wirtschaftlich veränderte sich das Land rasch: Auf den abgeholzten und brachliegenden Flächen wurden Ölpalmen angebaut.

Der Autor malt ein düsteres Bild: Korruption, unklare Geldflüsse, undurchschaubare internationale Zusammenhänge. Raubbau und Menschenrechtsverletzungen. Wer gibt wem Geld, und wohin fließt es? Gibt es Hoffnung für Sarawak? Es gibt zumindest Lichtblicke. Lukas Straumann beschreibt etwa, wie mithilfe historischer Dokumente und Kartierungen Besitzansprüche der Indigenen untermauert werden.

Der Kampf gegen die Holzmafia allerdings geht weiter. Und dieses Buch soll aufrütteln, es soll aufmerksam machen auf ein Geschehen, über das der britische Ex-Premier Gordon Brown im Jahr 2011 gesagt hat, es sei "das wahrscheinlich größte Umweltverbrechen unserer Zeit".

Service

Lukas Straumann, "Raubzug auf den Regenwald - Auf den Spuren der malaysischen Holzmafia", Salisverlag