Monsieur Claude und seine Töchter

Wohl kaum in einem anderen Land in Europa ist die Anzahl der Mischehen derart hoch wie in Frankreich. Im Alltag sorgen die kulturellen Unterschiede dann oft für Auseinandersetzungen bis hin zu offenem Rassismus. Auf dieser Tatsache baut die französische Komödie "Monsieur Claude und seine Töchter" auf.

Wie gewichtig das Thema ist, zeigen die Einspielergebnisse in Frankreich: Mehr als zehn Millionen Kinobesucher bisher machen aus dem Film mit Christian Clavier in der Hauptrolle - hierzulande bekannt als Asterix - einen Überraschungserfolg.

Morgenjournal, 22.07.2014

  • 2 Paare

    (c) Neue Visionen

  • 3 Männer mit Sektglas in der Hand

    (c) Arnaud Borrel

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Ein Jude, ein Araber und ein Chinese - man kann sich ja heutzutage seine Schwiegersöhne nicht aussuchen und mit der Wahl seiner Töchter hat Monsieur Claude so seine Probleme. Nicht nur, dass es beim Familienessen kein Schwein geben kann, kaufen die Chinesen ganz Frankreich auf und überhaupt: die Juden mit ihren Ritualen, mokiert sich der Mann, als er von der Beschneidung seines Enkels hört.

Vorurteile sind für Monsieur Claude dazu da, um sie nach dem Motto "Das wird man wohl noch sagen dürfen" ausführlich zu pflegen. Diese Figur sei ein bourgeoiser Spießer aus der Provinz, der das engstirnige Frankreich repräsentiere und dessen Weltbild durch die Veränderungen der heutigen Zeit gehörig durcheinander gebracht werde, so Hauptdarsteller Christian Clavier.

Jeder gegen jeden

Rassistisch, das sind immer nur die anderen. Um diesen weitverbreiteten Glauben zu entblößen, reizt der Film Gegensätze und Vorbehalte aller Art aus. "Jeder gegen jeden" lautet das Motto, mit dem Regisseur Philippe de Chauveron seine Komödienpunkte sammelt, auf die Spitze getrieben, als die jüngste Tochter ihren Bräutigam afrikanischer Abstammung vorstellt. Natürlich hat auch der Vater des Bräutigams seine Einwände gegen die Hochzeit: eine Frau von der Elfenbeinküste wäre für seinen Sohn doch die bessere Wahl.

Trügerische Tendenz zur Verharmlosung

"Eine Komödie wie 'Monsieur Claude und seine Töchter' kann die Probleme und Sorgen aufzeigen und aber mögliche Lösungen anbieten", so Christian Clavier. Doch der Film beschreitet einen schmalen Grat: Einerseits zeigt er zwar die oft absurden Auswüchse des alltäglichen Rassismus auf, andererseits liegt in einer Art Waffengleichheit eine trügerische Tendenz zur Verharmlosung. Denn dass die Toleranz gefördert wird, wenn jeder seine Vorurteile offen präsentieren darf, ist wohl mehr ein Wunsch dieser Fiktion als eine probate Anleitung für die Wirklichkeit.