Weiter keine Abtreibungen im Westen
In Tirol und Vorarlberg wird es auch in Zukunft keine Abtreibungen in öffentlichen Spitälern geben. Eine Forderung von Gesundheitsminister Stöger (SPÖ) nach flächendeckendem Angebot - also auch in Tirol und Vorarlberg - haben die Krankenanstaltenverbände abgelehnt. Die Diskussion darüber wird durchaus emotional geführt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 31.7.2014
Isabella Ferenci
Innsbrucker Uniklinik dagegen
Der Gesundheitsminister will, dass Frauen die Möglichkeit haben, Schwangerschaftsabbrüche an öffentlichen Spitälern in der Nähe ihres Wohnortes durchführen zu lassen - doch Christian Marth, Leiter der Universitätsklinik in Innsbruck, hält das für den falschen Ansatz. Frauen würden zum Schwangerschaftsabbruch auch absichtlich weit weg fahren: "Wenn man da in eine Uniklinik geht, da sitzt man dann neben der Nachbarin im Warteraum - wo aus diesem Grund ja viele Frauen lieber woanders hingehen als in die nähere Umgebung."
Und warum nicht in öffentlichen Spitälern? - es sei auch eine Belastung für die Ärzte, meint Christian Marth: „weil wir und hier aktiv entscheiden müssen, Leben zu töten, das muss man schon so offen sagen, glaub ich."
Christian Fiala, Betreiber eines Privatambulatoriums für Schwangerschaftsabbruch in Wien kann die ablehnende Haltung in den westlichen Bundesländern nicht nachvollziehen. Er versteht den Eingriff als ärztliche Pflicht: "Das ist eine medizinische Basisversorgung der Frauen, nicht nur bei gewollten Schwangerschaften medizinisch betreut und versorgt zu werden, sondern natürlich auch bei ungewollten Schwangerschaften."
Jede Schwangerschaft sei eine gesundheitliche Belastung - eine ungewollte umso mehr - weit über die rein körperliche Gesundheit hinaus.
Fiala bemängelt, die Diskussion laufe alles andere als sachlich ab: "Die Leute, die zu diesem Thema diskutieren, die machen selber keine Abbrüche, oder hatten selber keine Abbrüche, und dann diskutieren sie ihre Ängste oder Fantasien."
Er spricht auch davon, dass Druck auf Ärzte ausgeübt werde, die eigentlich kein Problem mit dem Eingriff hätten und fordert eine klare politische Ansage: "Es müsste einfach eine Vorschreibung geben, so wie das die Landeshauptfrau Burgstaller in Salzburg gemacht hat, die gesagt hat, das ist eine Landesklinik, ich möchte, dass dort Abbrüche durchgeführt werden - und wenn sich in Tirol niemand findet, dann lassen wir halt jemanden kommen, von Wien oder von wo."
Christian Marth aus Innsbruck hingegen meint, das eigentliche Problem sei, dass er sowieso keine Mittel habe, noch zusätzliche Eingriffe an seiner Klinik durchzuführen - und spielt damit den Ball an Stöger zurück.
Einig sind sich beide Gynäkologen darin, dass das Gesetz missverständliche Signale sendet. Dazu Marth: "Letztlich hat der Gesetzgeber gesagt, der Schwangerschaftsabbruch ist nicht gestattet, aber er ist straffrei. Und hier wäre die Politik gefragt, klare Verhältnisse zu schaffen.