Alt mit Jung in "Wir sind die Neuen"
Eine Wohngemeinschaft im Alter? Was vielen Senioren vielleicht noch undenkbar erscheint, wird in der deutschen Komödie "Wir sind die Neuen" Wirklichkeit. Drei ehemalige Studienkollegen ziehen da zusammen, doch die Glorifizierung vergangener Zeiten trifft schon bald auf banale Alltagsprobleme, vor allem mit den Nachbarn.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.08.2014
Die einen haben ihr Berufsleben schon hinter sich, immer noch eine Faible für ihre Schallplattensammlung und den Glauben an eine von den Idealen der 68er-Generation geprägte Gesellschaft. Die anderen studieren Rechtswissenschaft und Kunstgeschichte, sind adrett gekleidet, ständig gestresst, denken nur an ihre Prüfungen und wollen die Verhältnisse von Anfang an klären, also mit den älteren Nachbarn gar nichts zu tun haben. Keine Lust auf Einkaufstaschen tragen, keine Zeit für Erklärungen im Handy-Menü.
Unterschiedliche Sauberkeitsbedürfnisse
Konfliktpotenzial ist also garantiert, wenn zwei benachbarte Wohngemeinschaften im Film "Wir sind die Neuen" aufeinander prallen. Sind also die Jungen die Spießer und die Älteren eigentlich die progressiven Kräfte, also in Wirklichkeit die viel Jüngeren? So einfach ist das natürlich nicht, denn Regisseur Ralf Westhoff verweigert ein simples Ausspielen konträrer Lebensmodelle.
Unterschiedliche Sauberkeitsbedürfnisse oder Lautstärkengewohnheiten sind nur die Oberflächen, unter denen langsam aber sicher die Lebensstile und -ziele auf beiden Seiten hinterfragt werden, denn weder Karrierestreben und der Wunsch nach vorgeformten Familienbeziehungen noch Yoga, massenhaft billiger Rotwein und nächtelange Revoluzzer-Diskussionen führen automatisch zum Glück.
Veränderungen auf beiden Seiten
Der Nostalgie und Sehnsucht nach einem Revival vergangener Zeiten setzt Regisseur Westhoff eine Gegenwart voller Brüche und Möglichkeiten des Scheiterns entgegen. Ralf Westhoff: "Beide Seiten müssen erkennen, dass ihre jeweiligen Konzepte nicht aufgehen und dass sie sich verändern müssen, und am Ende wird es damit auch beiden Seiten besser gehen."
Versteckte Gemeinsamkeiten
Doch weil nicht alles schwarz/weiß ist, stehen die Zeichen am Ende doch auf Versöhnung. In ihrer subtilen Überzeichnung legen die Dialoge nicht nur verborgene Wünsche und Ängste der Figuren bloß, sondern auch versteckte Gemeinsamkeiten. Letztlich mündet die Komödie "Wir sind die Neuen" auch in der Frage nach einer erfolgreichen Lebensführung unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Zwängen. Gewinnen und Verlieren sind dabei ziemlich relative Begriffe.