Komödie "Unter dem Regenbogen"

Ein Märchenfilm, der zugleich eine Boulevardkomödie ist, und doch auch berührt, weil er auch eine Gesellschaftskomödie ist: Das alles ist der Film "Unter dem Regenbogen - Ein Frühjahr in Paris". Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

Agathe Bonitzer, Arthur Dupont

(c) FILMLADEN FILMVERLEIH

Mittagsjournal, 13.8.2014

Es war einmal ein junges Mädchen, das an die große Liebe glaubte, ein junger hochbegabter Komponist, der an seinem Talent zweifelte, eine Frau, die Schauspielerin werden wollte und den Durchbruch nie schaffte, ferner ein intriganter Musikkritiker und Verführer, und schließlich ein Nörgler und Grantler, dem vor langer Zeit eine Hellseherin sein jetzt nahes Todesdatum vorausgesagt hat, und der nur mehr von dieser Idee besessen ist. Erwarten Sie nicht, das ich Ihnen den Film erzähle: selbst wenn ich es wollte, es geht nicht.

Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri sind ein Autoren- und Schauspielerduo das sich mit schrillen Gesellschaftskomödien einen Namen gemacht hat - manche Kritiker nennen Agnès Jaoui den "Woody Allen Frankreichs". Ihre Filme leben von scharfen, oft bissig-geschliffenen Dialogen. Mit "Unter dem Regenbogen" haben sie eine Art modernes Märchen geschrieben.

Und sie lebten glücklich - am Anfang

"Wir wollten von einer Art Express-Märchen ausgehen", sagt Jean-Pierre Bacri. "Da gibt es diese Prinzessin, die sich im Wald verirrt hat, und dann begegnet sich das Paar, sie lieben sich, und der Film hätte nach zehn Minuten enden können mit dem Sager: Und sie lebten zufrieden und hatten viele Kinder. So ist das normal. Was uns interessiert hat, war, von diesem ersten Märchen mit dem Schlusssatz auszugehen und ins wirkliche Leben zu wechseln, und so der Frage nachzugehen: Stimmt das so? Sind wir glücklich? Worin besteht das Feenhafte, das Magische? Und dann haben wir mit den verschiedenen Glauben und Aberglauben amüsiert, oder dem Glauben insgesamt."

Und so gesteht etwa die verträumte Laura, die sich gerade in ihren Herzbuben in Gestalt des Musikstudenten Sandro verliebt hat, ihre Zuneigung zum verführerischen Maxime. So entsteht natürlich eine völlig andere Moral, als die der Märchen. "Ja ja, ich glaube, dass die meisten Märchen - und deswegen haben wir auch diesen Film geschrieben - meist nach dem gleichen Schema ablaufen", so Agnès Jaoui. "Vor allem die Märchen, die von Walt Disney übernommen wurden, die Märchen von Perrault: Da geht es immer um die Suche nach dem Glück, der großen Liebe, etc. etc. Aber das Leben ist ein wenig anders, und so wollten wir eine andere Art von Märchen machen."

Was dabei herauskommt, ist dann eine andere Moral, die Akzeptanz der unterschiedlichen Lebens- oder Verhaltensmodelle, etwa Untreue in einer Beziehung oder Ehe. Und so kann sich der eine oder andere Zuschauer auch in manchen Figuren oder Szenen wiedererkennen. Er ist hin- und hergerissen, schrieb ein französischer Kritiker, zwischen Lachen und Unwohlsein.

Grimmiger Wolf

Man kann den Film auf vielen unterschiedlichen Ebenen lesen, so kann man etwa versuchen, die diversen auch verballhornten Anspielungen auf bekannte Märchen der Gebrüder Grimm oder Perrault herauszufinden. Man kann in den Akteuren Archetypen sehen - so heißt der manipulierende, schwarz gekleidete Musikkritiker und Verführer mit Familiennamen Wolf. Doch gerade die grantelnde Figur von Jean-Pierre Bacri, die nur von ihrem vermeintlichen Sterbedatum besessen ist, wird mit der Zeit zugänglicher, gewissermaßen humaner.

Auch wenn manche Kritiker fanden, dass "Unter dem Regenbogen" weniger bissig als frühere Filme des Duos Jaoui/Bacri sind, brillant-ätzend sind die Situationen und Dialoge allemal, so dass der traditionelle Schlusssatz des Märchens ein wenig variiert wird. Wie, das sei hier nicht verraten!