Oper "Trans-Maghreb" in Bregenz

Mit der Uraufführung der Oper "Trans-Maghreb" von Peter Herbert präsentieren die Bregenzer Festspiele kurz vor ihrem Ende einen weiteren Höhepunkt im Rahmen ihrer zeitgenössischen Reihe "Kunst aus der Zeit".

Das Werk basiert auf der gleichnamigen Novelle von Hans Platzgumer. Der israelische Regisseur Ran Arthur Braun katapultiert die Besucher mit einer begehbaren Inszenierung in die Wirren des libyschen Bürgerkriegs.

Morgenjournal, 20.8.2014

Hier gibt es keine schmeichelnde Wohnzimmeratmosphäre, hier herrscht das Chaos: Hans Platzgumers Studie über eine psychische Extremsituation - ein Trupp österreichischer Bauingenieure sitzt in einem libyschen Wüstencamp fest - hat Regisseur Ran Arthur Braun unmittelbar übersetzt. Das Publikum befindet sich mitten im Geschehen und wandert - umringt von schwer bewaffneten Männern - von Station zu Station. Regisseur Ran Arthur Braun wollte eine Atmosphäre kreieren, die "alle Sinne anspricht", "praktisch eine neue Welt, nicht einfach nur die Bühne".

Sie sollten für das Al Gaddafi-Regime eine Hochgeschwindigkeitsstrecke errichten, die die maghrebinischen Staaten miteinander verbindet; doch nun sitzen sie fest. Ohne Telefon, ohne Fernseher, ohne Verbindung zur Außenwelt. Eine klaustrophobische Situation, die sich in dieser Inszenierung unmittelbar auf das Publikum überträgt. Autor Hans Platzgumer: "Wir sitzen bequem im Wohnzimmer der Welt und sehen uns in den Nachrichten irgendwelche Gräuelbilder an. Hier begehen wir sie und haben eine nähere Vorstellung, wie es ist, mitten drin zu sein."

Musikalisch präsentiert Komponist Peter Herbert eine Melange aus westlicher und arabischer Musik. Die Sänger, Tänzer und Orchestermusiker kommen aus Syrien, Palästina, Israel, der Ukraine, Deutschland, Österreich, England, Australien und Tschechien. Für den israelischen Regisseur, der keine politischen Antworten geben möchte, ist diese Tatsache Aussage genug: "Kunst und Musik sind für mich Frieden, sie sollen für sich selbst sprechen."

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