EU-Kommission: Juncker beginnt Gespräche

Das Europäische Führungspersonal steht - allmählich nimmt auch die EU-Kommission Formen an. Der designierte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beginnt heute Gespräche mit den Kommissars-Kandidaten. Die größte Schwierigkeit, die sich abzeichnet, ist der zu erwartende Frauenmangel.

Morgenjournal, 2.9.2014

Ringen um Frauenanteil

Das Rennen um die Top-Jobs ist eröffnet. Der designierte Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker wird ab heute jeden Kommissaranwärter vorher zum Bewerbungsgespräch empfangen und auf seine Fähigkeiten prüfen. Erst dann soll feststehen, wer welches Ressort bekommt, erklärt Junckers Sprecherin Natasha Bertaud: "Jetzt finden einmal die Interviews mit den Kandidaten statt. Wie lange diese Phase dauert, wissen wir nicht, weil immer noch ein Kandidat fehlt. Zuerst müssen alle Namen feststehen, dann kommt die Ressortverteilung."

Belgien ist das einzige Land, das noch keinen Kandidaten nominiert hat, da die neue Regierung noch nicht steht. Das Juncker-Team aber erwartet, dass eine Frau vorgeschlagen wird. Nach wie vor kämpft Juncker gegen einen zu niedrigen Frauenanteil in seiner Kommission. Um Druck auf die Mitgliedsstaaten aufzubauen will Jean-Claude Juncker den wenigen Frauen besonders begehrte Ressorts zuteilen. Binnenmarkt, Wirtschaft- und Währung, Regionalpolitik und Handel soll den wenigen weiblichen Kommissaren zugeschanzt werden, wie EU-Diplomaten zu berichten wissen.

Heikles Austarieren

Die Geschlechterfrage ist nur ein Element des schwierigen Austarierens der neuen Kommissionsbesetzung. Frankreich will für seinen Kommissar - aller Wahrscheinlichkeit nach den sozialistischen Ex-Finanzminister Pierre Moscovici - ein mächtiges Wirtschaftsressort. Die Brüssler Logik verlangt dann eine ebenbürtige Zuständigkeit für den Deutschen Kommissar, der wieder Günther Oettinger sein wird. Nach Plänen von Jean-Claude Juncker soll es mehrere Vizepräsidenten geben, die für unterschiedliche Themenbereiche zuständig sind und politisch aufgewertet wären. Moscovici könnte - ganz nach Wunsch des französischen Präsidenten Hollande - den Themenbereich Wirtschaft- und Investitionen übernehmen. Er müsste dann mit anderen Fach-Kommissaren zusammenarbeiten und damit ein Korrektiv, gewissermaßen einen Aufpasser bekommen.