Neu von Peter Rosei: "Die Globalisten"

"Die Globalisten" heißt der jüngste Roman des Schriftstellers und Essayisten Peter Rosei. Wie schon die letzten Romane "Geld!" und "Madame Stern" ist es ein literarisches Gesellschafts- und Sittenbild und ein kritischer Blick auf die Globalisierung. Zwischen Zürich und St. Petersburg, Moskau und Bad Aussee siedelt sich die Handlung an.

Mittagsjournal, 2.9.2014

Am Wiener Westbahnhof fällt ein sturzbetrunkener TV-Produzent aus dem ankommenden Zug auf den Bahnsteig. Zeitgleich wird in der Mariahilfer Straße ein Schweizer Geschäftsmann von einem Auto angefahren. Als Zimmergenossen im Krankenhaus ersinnen sie ein gemeinsames Kunstprojekt - eine außergewöhnliche TV-Produktion soll es werden, eine "Komödie der Welt", geschrieben von einem bislang glücklosen Poeten, der das erfolgshungrige Trio komplettiert.

"Die Globalisten" ist eine bissige Satire auf den gegenwärtigen Kunst- und Kulturbetrieb, der sich beständig in den Dienst der Ökonomie stellt, so Rosei.

Europaweites kriminelles Netzwerk

Während Produzent und Poet mit ihren Partnerinnen im beschaulichen Bad Aussee in Arbeitsklausur weilen, ist der Geldgeber im Hintergrund in allerlei dubiose Machenschaften mit zwielichtigen Geschäftsmännern verwickelt. Ein Menschenschlag, den Rosei auf seinen zahlreichen Reisen genau studieren konnte und in "Die Globalisten" bissig porträtiert hat.

Mit lakonischen Kommentaren führt der allwissende Erzähler durch die Handlung. Wie im Film lenkt und leitet er das Geschehen entlang der zahlreichen Schauplätze und Dialoge, aus denen sich allmählich ein dichtes Handlungsnetz spinnt.

Triumph der Unmoral

Die Schlinge zieht sich kontinuierlich zusammen. Das Projekt der drei flachen und grauen Protagonisten ist von zweifelhaftem Erfolg, dafür von Beziehungsrochaden, Betrug, Schlägereien und einem Mord begleitet. Dass ausgerechnet die einzige Figur mit Profil und Charakter diese Episode nicht überlebt, ist nur eine von zahlreichen ironischen Aspekten dieses Erzählstücks.

Wer am Ende Gerechtigkeit und Strafe für moralische Verfehlungen erwartet, den wird "Die Globalisten" enttäuschen. Auch wortreiches, ausuferndes Erzählen ist Peter Roseis Sache nicht. Stattdessen reiht er auf vergnügliche Art kurze Szenen und pointierte Kommentare aneinander. Ein kurzweiliges Lesevergnügen in zügigem Erzähltempo. Ein schaler Nachgeschmack bleibt am Ende doch.

Service

Peter Rosei, "Die Globalisten", Residenz Verlag