Stadtwachstum und kulturelle Infrastruktur

Wien wächst rasant: Bis 2029 wird die Einwohnerzahl die Zweimillionenmarke überschritten haben. Das stellt die Stadt vor hohe Anforderungen bei Wohnbau und Infrastruktur. Darüber hinaus stellt sich aber auch die Frage, welche Kunst- und Kulturangebote es in neuen Stadtteilen geben wird und wie möglichst viele Menschen an kulturellen Angeboten teilhaben können.

Morgenjournal, 3.9.2014

Im größten Wiener Stadtentwicklungsgebiet, der Seestadt Aspern, umgehört und mit Experten gesprochen hat

Die Seestadt Aspern im Nordosten Wiens ist momentan die größte Baustelle Österreichs: Hier entsteht auf einer Fläche von über zwei Millionen Quadratmeter Wohn- und Arbeitsraum für 20.000 Menschen. Damit ist Aspern eines der ambitioniertesten Stadtentwicklungsgebiete Europas.

Demnächst übersiedeln die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in die Seestadt. Auf einer noch nicht bebauten Fläche, dem Rollfeld, finden sich bereits jetzt ein Infopoint und die Fabrik, eine temporäre Veranstaltungshalle. Hier konnte man in den letzten Wochen einen Kultursommer erleben: mit Filmabenden, Tanzworkshops und vielen Möglichkeiten, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Gebietsbetreuung für den neuen Stadtteil

Beauftragt von der MA 25, der Abteilung für Stadterneuerung, und der Stadtentwicklungsgesellschaft Wien 3420, soll das Stadtteilmanagement die Entwicklung eines Gemeinwesens in der Seestadt unterstützen. Anfang des Jahres hat es seine Arbeit aufgenommen. Es geht darum, Räume der Begegnung zu schaffen - unter anderem durch kulturelle Initiativen. Derzeit hilft die Plattform etwa beim Aufbau eines Chors und bei der Suche nach einem geeigneten Proberaum, fungiert aber bereits auch als Drehscheibe für Kunstschaffende.

Das Stadtteilmanagement in Aspern ist das größte derartige Projekt - kleinere Initiativen, die sich um die Vernetzung gegenwärtiger und künftiger Anrainer bemühen, gibt es auch in anderen Stadtentwicklungsgebieten wie dem zentraler gelegenen Norbahnhof-Gelände im zweiten Bezirk. Geht es nach dem Wiener Stadt- und Regionalforscher Johannes Suitner von der TU Wien, müsste es deutlich mehr solcher Initiativen und auch stärkeres Engagement vonseiten der Politik geben. Kulturelle Stadtentwicklung erschöpfe sich nicht in der Diskussion um neue Theater- oder Museumstandorte.

Künstlerisch reflektiere Mitsprache

Kultur sei auch ein Instrument der Integration, meint Suitner und verweist etwa auf das Stadtteilfestival "Soho in Ottakring", das von lokalen Künstler/innen und Kurator/innen getragen wird, Möglichkeiten der Mitsprache im öffentlichen Leben künstlerisch reflektiert und diese einem breiten Publikum zugänglich macht - für den Stadtforscher ein Quantensprung im Bereich der kulturellen Stadtentwicklung.

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