Terror-Wettlauf zwischen IS und Al-Kaida

Die Terrororganisation Islamischer Staat hat mehr EU-Bürger rekrutiert als bisher angenommen. Das sagt der Anti-Terror-Koordinator der EU, Gilles de Kerchove. Er meint auch, dass man sich im Westen auf Terroranschläge einstellen muss. Denn es wird eine Art Wettkampf zwischen der IS und der Al-Kaida geben, mehr Anschläge zu verüben.

Mittagsjournal, 26. September 2014

IS-Zulauf aus Europa wächst

Noch nie hat eine Terrororganisation auf EU-Bürger so eine Anziehungskraft entfaltet wie der Islamische Staat, sagt EU-Anti-Terror-Koordinator Gilles de Kerchove. Die Zahlen seien beeindruckend. Genau beziffern könne man es nicht, aber er geht derzeit von etwa 3000 Europäern aus, die bei der IS kämpfen. Vor dem Sommer ist noch von 2000 Europäern gesprochen worden. Jetzt sollen es um 1000 mehr sein. Diese Zunahme erklärt Kerchove mit der riesigen PR, die die Terroristen in jüngster Zeit gehabt haben. Eine Rolle dabei habe die Ausrufung des Islamischen Staates und des Kalifats gespielt. "Wenn man an das glaubt, dann will man da dabei sein. Von Anfang an und nicht zu spät kommen", sagt de Kerchove.

Neben den vielen Europäern sind aber auch noch Tausende Kämpfer aus anderen Ländern bei der IS. Die größte Gruppe mit ebenfalls 3000 Kämpfern kommt aus Tunesien, gefolgt von 2500 Bürgern aus Saudi Arabien und 2000 aus Jordanien.

Angst vor Anschlägen wächst

Erste zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sind bereits getroffen worden. So sollen sich niederländische Soldaten in der Öffentlichkeit nicht mehr als solche zu erkennen geben und Zivil tragen. In Frankreich sind die Sicherheitsmaßnahmen an öffentlichen Plätzen und in den Verkehrsmitteln erhöht worden. Washington warnt seine Staatsbürger in der Türkei explizit vor Anschlägen. In der New Yorker U-Bahn ist schwer bewaffnete Polizei in Tarnanzügen unterwegs. Gleichzeitig sagt der Bürgermeister von New York, Bill De Blasio, die Menschen sollen sich keine Sorgen machen. Es gebe keine direkte Bedrohung gegen das U-Bahn-System, so De Blasio.

Al-Kaida und IS im Konkurrenzkampf

Eine der Al-Kaida nahestehende Gruppe auf den Philippinen droht mit der Ermordung zweier deutscher Geiseln, falls die Bundesrepublik weiterhin die Militäraktionen der USA unterstützt. Die Gruppe Abu Sayyaf fordert außerdem Lösegeld in Höhe von 5,6 Millionen Dollar. Abu Sayyaf hat zwei Deutsche vor einigen Monaten in ihre Gewalt gebracht, als diese mit einer Yacht in der Nähe der Insel Palawan unterwegs waren. In einem Video drohen die Entführer mit Enthauptung der Deutschen.

Anti-Terror-Koordinator Kerchove sagt, dass Al-Kaida sich nun auch genötigt sehen könnte, Anschläge zu verüben, denn sie müsse zeigen, dass sie auch noch relevant ist.