Große Velázquez-Schau im KHM

Diego Velázquez, dem spanischen Malerfürsten des Barock, widmet das Kunsthistorische Museum (KHM) eine große Ausstellung - man glaubt es kaum, es ist die erste monografische Ausstellung im deutschsprachigen Raum. Gemälde, die gewöhnlich nicht reisen dürfen, sind erstmals hierzulande zu sehen.

Es ist gelungen, Meisterwerke wie "Die Anbetung der Könige" oder "Apoll in der Schmiede des Vulkan" aus dem Prado nach Wien zu bekommen. Auch die legendäre "Rockeby Venus" aus der National Gallery in London ist jetzt in Wien zu bewundern.

Mittagsjournal, 27.10.2014

Der erst dreijährige Thronfolger Balthasar Carlos, hoch zu Ross. Das ist eines der zentralen Werke in der Ausstellung. Das Gemälde soll die Führungsqualitäten des jungen Herrschers im Prunkgewand dokumentieren, der locker mit der linken Hand das sich feurig aufbäumende Pferd zügelt. In dem blassen Kindergesicht ist aber Skepsis zu lesen, Unsicherheit.

Ebenso sieht man der etwa fünfjährigen Infantin Margerita deutlich an, wie unglücklich sie ist, so lange in ihrem riesigen Reifrock stillstehen zu müssen. Denn Velázquez beobachtet sehr genau die Diskrepanz zwischen der Rolle und den Menschen, die sie verkörpern. Als Königsmaler am spanischen Hof bei König Philipp dem IV, dem damals mächtigsten Mann der Welt, malte er sie alle.

Viele der Infantinnen-Gemälde, wie jenes der Maria Anna von Österreich wurden nach Wien geschickt, als familiäre Grußbotschaft an ihren Vater, Ferdinand II, wie die Kuatorin der Ausstellung Sylvia Ferino erklärt. Die Ausstellung stellt auch die Frage nach diesen Mädchenschicksalen, die als 15-Jährige an 30 Jahre ältere Männer verheiratet wurden, die oft noch ihre Onkel waren.

Beeindruckend bei Velázquez ist die lockere Malweise, in der er mit schnellem Pinselstrich in fast impressionistischer Weise Lichtreflexe und Schattenwürfe setzt. Und das über 300 Jahre bevor der Impressionismus dann tatsächlich stattfand. Velázquez malt prachtvolle Ausstattungen: Perücken, Geschmeide, Teppiche und Samtvorhänge. "Was er anfasst wird zu einer großartigen Wiedergabe der Textur", erklärt die Kuratorin.

Auf einer Italienreise kopierte Velázquez Tizian und Tintoretto, Michelangelo und Raffael und als Rubens an den spanischen Hof kam, kam es zu einer Art Konkurrenzverhältnis, obwohl Syliva Ferino meint, dass sie "fruchtbare Gespräche" geführt hätten.

Nicht entgehen lassen sollte man sich in dieser Ausstellung, neben den hinreißenden Infantinnen-Porträts, Highlights wie die "Schmiede des Vulkan" oder die "Rockeby Venus", einen der wohl bedeutendsten Rückenakte in der Kunstgeschichte.

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