Jack White im Wiener Gasometer

Der amerikanische Musiker Jack White zählt zu den Ausnahmeerscheinungen der aktuellen Musikszene. Kaum ein anderer Musiker geht seinen Weg so kompromisslos wie White. Vier Grammy-Auszeichnungen hat er dafür schon bekommen.

Vor kurzem veröffentlichte White sein erst zweites Solo-Album "Lazaretto", das sich gleich in der ersten Woche über 40.000 Mal verkaufte und damit die erfolgreichste Vinyl-LP der vergangenen 20 Jahre ist. Heute Abend tritt Jack White im Wiener Gasometer auf.

Morgenjournal, 11.11.2014

Es gibt nicht viele Gitarristen, die man schon nach wenigen Akkorden kennt. Jack White gehört zu diesem exklusiven Kreis. Der Mann, der wirkt als käme er direkt aus einem schrulligen Tim-Burton-Film. Er verfolgt unbeirrbar und abseits jeglicher Trends seine künstlerische Vision eines authentischen Blues moderner Prägung - wie auf dem Titelstück der neuen Platte "Lazaretto".

Begonnen hat alles vor 17 Jahren in Detroit 1996. Der Gitarrist lernt die Kellnerin Meg kennen, verliebt sich, heiratet sie, und nimmt ihren Nachnamen an. Aus John Anthony Gillis wird Jack White, Gitarrist und Sänger der White Stripes, jener Mini-Kombo, die für ihren erdigen Sound nur Gitarre und Schlagzeug braucht.

Heute betreibt White sein eigenes Plattenlabel, arbeitet als Produzent für Musiker wie Neil Young oder Wanda Jackson und übernimmt Filmrollen in Hollywood. Unter anderem war er neben Renée Zellweger im Oscar-prämierten Film "Cold Mountain" zu sehen.

Gelernter Tapezierer

Dabei war die Karrieresprosse Superstar nicht unbedingt abzusehen. White kommt aus der amerikanischen Auto-Metropole Detroit und ist gelernter Tapezierer. Ein Mann, der immer mit seinen Händen gearbeitet hat. Bis er 15 war, wollte er Priester werden.

Heute gilt White als eine Art Hohepriester guter alter Musik-Handwerkskunst. Dabei ist Jack White kein Technikverweigerer. Seine Ästhetik ist einfach nicht kompatibel mit der Instant-Kultur des modernen Musikkonsums. Plastikpop nennt er das. Den Blues reduziert er auch auf der neuen Platte auf seine Grundmuster. Stets ebenso unberechenbar wie unverkennbar.

Was zählt sind nicht Virtuosität und schon gar nicht um Technologie. Rock and Roll, das sei einfach attitude, also eine authentische Haltung. Blues hingegen sei die Suche nach Wahrheit, so Whites Philosophie.

Diese ungeschminkte Aufrichtigkeit macht ihn natürlich zum Ziel ironischer Kritiker. Zum Don Quichote mit Gitarre, der gegen die Windmühlen des Einheits-Sounds kämpft. Doch Whites Rock and Roll kommt ohne Augenzwinkern aus und wirkt gerade dadurch so erfrischend unverkrampft.