Jugendliche mit Smartphone

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Punkt eins

Handyfreie Zone, offline im Klassenzimmer

Die Schulen und das Handyverbot. Gast: Univ.-Prof. Dr. Christoph Helm, Leiter Abteilung für Bildungsforschung, JKU Linz. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Seit 1. Mai ist die neue Verordnung der neuen österreichischen Bundesregierung - laut Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) Teil einer "Offensive" in der Bildungspolitik - in Kraft: Mobiltelefone und ähnliche Smart-Geräte dürfen in der Schule und bei Schulveranstaltungen bis zur achten Schulstufe grundsätzlich nicht mehr verwendet werden.

Die meisten Schulen hatten ohnehin bereits Regeln für den Umgang mit den Handys der Schüler:innen aufgestellt, im Rahmen der Schulautonomie war das ausdrücklich möglich. Noch vor einem halben Jahr, als Wiener Bildungsstadtrat, hatte Wiederkehr daher noch gemeint, für eine bundesweite Regelung gebe es keinen Bedarf. Nun kommt sie doch: Volks-, Mittel-, Sonderschulen und AHS-Unterstufen werden zu "handyfreien Zonen". Mit möglichen Ausnahmen.

Die Schulpartner:innen können laut Erläuterungen "vom Grundsatz abweichende alters- und sachgerechte Lösungen" treffen - etwa zur Handynutzung in den Pausen, in fixen Zeitfenstern oder auch Kulanzregelungen für Klassen, "in denen es keine Probleme beim vernünftigen Umgang mit den Geräten gibt". Parallel sollen Maßnahmen zur digitalen Bildung an den Schulen forciert werden, erklärten Wiederkehr und Familienministerin Claudia Plakolm (ÖVP) - und reagieren damit wohl auch auf Kritik aus der Bildungswissenschaft. Durch fehlende Budgets und Fortbildungen seien Lehrer:innen kaum darauf vorbereitet, digitale Medien sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, sagte etwa der Digitalisierungsexperte Patrick Thalhammer am Wochenende zur APA. Derzeit habe man "die technischen Unterrichtsmittel des 21. Jahrhunderts, aber teilweise noch die Unterrichtsmethoden des 18. Jahrhunderts."

Dass Smartphones ein fixer Bestandteil des Alltags im 21. Jahrhundert sind, ist wohl unumstritten. Daher sollte auch ein vernünftiger und vor allem auch sicherer Umgang mit ihnen erlernt werden - und das nach Ansicht vieler Pädagog:innen besser früher als später.
Eine Studie unter Leitung von Christoph Helm von der School of Education der JKU Linz zeigte allerdings vor einigen Monaten, dass 74 Prozent der Lehrkräfte aller Schulformen ein Handyverbot "klar" oder "eher" befürworten. Dabei zeigten sich Unterschiede je nach der Einstellung der Lehrer:innen zu digitalen Medien generell: Wer selbst digitalaffin ist und in einer Smartphone-Nutzung für schulische Zwecke einen pädagogischen Nutzen sieht, ist eher geneigt, Handys in der Klasse zuzulassen. Helm verweist auch auf eine Befragung von Schüler:innen, die gezeigt hatte, "dass ältere und digital-affinere Schüler:innen das Smartphone häufiger zum Lernen nutzen. Wenn im Unterricht ebenfalls mit Smartphones gearbeitet wird - was allerdings mit zwei Prozent nur äußerst selten vorkommt -, setzen sie es häufiger auch zu Hause zum Lernen ein", sagte der Bildungsforscher im Februar.

Gefahr, Versuchung, soziale Barriere oder nützliches Recherchewerkzeug und zeitgemäßes Kommunikationstool - welche Rolle spielt das Smartphone im Alltag von Jugendlichen in und außerhalb der Schule wirklich? Welche Regeln sind notwendig, wer trifft die Entscheidungen, was ist ein alters- und sachgerechter Handygebrauch im Pflichtschulalter?

Christoph Helm ist zu Gast bei Xaver Forthuber und Sie sind wie immer herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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  • Xaver Forthuber