Kurzessay zu Lukas 2, 41 - 52
Das Lukasevangelium, entstanden in den letzten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts, erzählt gleich nach der Geburt vom Schüler Jesus, vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Es ist unter den vier Evangelien der Bibel die einzige Geschichte, die von der Kindheit Jesu erzählt.
8. April 2017, 21:58
Erst Generationen später, nach und nach, erwacht das Interesse am Aufwachsen Jesu. Immer mehr Kindheitsgeschichten werden erzählt, eigene Kindheitsevangelien geschrieben. Sie sind allesamt als Legenden zu beurteilen.
Trifft dieses Urteil auch auf unsere Geschichte zu? Wie oft lautet die Antwort Ja und Nein. Nein, nicht nur deswegen, weil wohl alle Eltern nachvollziehen können, welche Sorgen sich Maria und Josef um ihr Kind gemacht haben. Für die Glaubwürdigkeit spricht, dass es damals durchaus üblich war, zumindest einmal im Jahr nach Jerusalem zu fahren, um dort eines der großen Fest zu feiern. Selbstverständlich wurden die Kinder mitgenommen, sobald sie die Mühen der Reise, die zu Fuß unternommen wurde, bewältigen konnten. Glaubwürdig ist auch, dass Jesus als gelehriger Schüler beschrieben wird. Seine Eltern finden ihn unter den Lehrern und er tut, was ein guter Schüler und eine gute Schülerin bis heute tun: Zuhören und gute Fragen stellen. Bis heute gehört es im Judentum dazu, die Kinder – Mädchen wie Buben – möglichst früh mit dem Schreiben und Lesen vertraut zu machen.
Legendenhaft ist allerdings das Motiv, dass der junge Jesus klüger und verständiger gewesen sein soll als seine Lehrer. Sie verwunderten sich über seine Antworten, heißt es. Ähnliches wird von anderen berühmten Personen erzählt. Etwa vom großen Alexander, vom Philosophen Epikur, vom weisen König Salomo. Schon als Kinder lassen sie ahnen, was einmal aus ihnen werden wird.
Nur an einem Detail blitzt etwas von einem tieferen theologischen Gehalt auf, den Lukas in die Geschichte legt. Maria hält dem Kind vor: Dein Vater – und damit meint sie Joseph - und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Jesus widerspricht nicht, fragt aber zurück: Wisst ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Er meint mit „Vater“ offenkundig jemand anderen. Göttliches und Menschliches, Himmlisches und Irdisches verbinden sich in Jesus – das deutet Lukas damit an.