Der Lord nimmt Maß

Der Wiener Designer Lord Rieger erzählt von seinem Überleben in der Modebranche. Sein Einstieg in die Modewelt begann Ende der sechziger Jahre mit einer Reise nach London.

Im Atelier, Schneiderpuppe

ORF/MATTHIAS DÄUBLE

Momentaufnahme

Wie viele andere Jugendliche damals sehnte sich der knapp 20-jähriger Student für Welthandel und Sprachen danach, endlich die Metropole der angesagten Musik und Modeszene kennenzulernen. Herbert Rieger brachte zwei Koffer Kleidung mit nach Hause zurück, und verdiente sein erstes Geld am Flohmarkt bei der Hofburg. Er machte ein Geschäft auf der Mariahilferstraße auf und nannte sich fortan "Lord Rieger".

Die damalige Jugend stand Schlange, um die bunten, farbenprächtigen Hemden, Gehröcke und Abendkleider trendiger Moderschöpfer aus Großbritannien zu erstehen. Herbert Rieger unternahm ausgedehnten Reisen durch Indien und Indonesien, brachte Seide, Brokat und Samt nach Wien, um den Kunden seine eigenen Kreationen auf den Leib zu schneidern. Das Geschäft florierte, weitere Filialen in ganz Österreich folgten.

Riegers Moderimperium ist in den letzten 15 Jahren wieder auf ein einziges Geschäft im ehemaligen Textilviertel in der Innenstadt geschrumpft. Er habe radikal reduziert, alle Filialen geschlossen, beschäftig heute nur mehr vier Mitarbeiterinnen, und fühlt sich von einer großer Last befreit. Als Extravagantes Hippie-Design ohne Ablaufdatum würde er seinen Stil bezeichnen, sagt der noch immer ruhelose 65-jährige, der zwischen Verkaufsraum und Werkstatt hin und her wandert.

Bis zu 60 Stunden verbringe er dort, umgeben von edlen Textilien, die sein Lebenselixier für ihn sind. Früher oder später lassen sich alle Kunden von Herbert Riegers Begeisterung anstecken, und folgen ihm in die Werkstatt, um nach dem passenden Stoff für ein individuelles Kleidungsstück zu suchen.

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Lord Rieger