Bedarf an Rund-um-die-Uhr-Pflege steigt

Die Menschen in Österreich werden immer älter, dadurch steigt auch die Anzahl jener, die im Alter gepflegt werden müssen. Dass die Kosten für die Pflege steigen, liegt auf der Hand. Auffällig ist aber, dass es 2014 bei der Rund-um-die-Uhr-Pflege daheim ein besonders großes Plus gab: Die Zahl der Förderbezieher stieg um fast ein Fünftel, das ist mehr als eine Verdoppelung in nur fünf Jahren. Das zeigen aktuelle Zahlen des Sozialministeriums, die Ö1 exklusiv vorliegen.

Einer Frau wird in den Rollstuhl geholfen

DPA/FELIX KÄSTLE

Mittagsjournal, 21.1.2015

24-Stunden-Pflege ab Stufe 3

Füttern, wickeln, umbetten und vieles mehr, meist durch ausländische Betreuerinnen, oft aus der Slowakei: Die Rund-um-die Uhr-Pflege daheim wird immer öfter einem Heimplatz vorgezogen. Ende 2014 haben fast 21.000 Menschen die Förderung zur 24-Stunden-Betreuung bezogen, das sind um 18 Prozent mehr als im Dezember des Vorjahr, mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2010.

Für die Förderung der 24-h-Betreuung muss mindestens Pflegestufe 3 bestehen, man darf maximal ein Einkommen von 2.500 Euro netto beziehen, wobei dabei Pflegegeld und ähnliche Leistungen unberücksichtigt bleiben. Die Förderung vom Bund beträgt 550 Euro oder 1100 Euro pro Monat. Den höheren Betrag gibt es bei unselbständig beschäftigten Betreuerinnen, die über eine gemeinnützige Organisation vermittelt werden, den niedrigeren, wenn ein selbständige Betreuerin engagiert wird - das ist mit Abstand die häufigste Form. Die Betreuungskräfte müssen entweder 6 Monate Pflegepraxis nachweisen können oder eine Ausbildung, die ungefähr der von Heimhilfen entspricht.

2014 hat sich bereits jeder zehnte Anspruchsberechtige Pflegegeldbezieher für die 24-h-Betreuung entschieden - 8 waren es noch 2013. Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Überproportional viele Bezieherinnen und Bezieher der Förderung gibt es im Burgenland, Niederösterreich und Vorarlberg, relativ wenige hingegen in Wien. Die Kosten von Bund und Ländern sind 2014 um 17 Prozent auf 123 Millionen Euro gestiegen, auch das ist mehr als eine Verdoppelung in fünf Jahren.

Angesichts dieser Zahlen bringen die Grünen heute einen Antrag im Nationalrat ein. Sie fordern mehr Qualität bei der 24-h-Betreuung, vor allem bei den Agenturen die die Betreuerinnen vermitteln, sagt Sozialsprecherin Judith Schwentner.

Die 24-h-Betreuung sei eigentlich eine Notlösung für die Situation vieler zu Pflegenden daheim gewesen, daraus, so Schwentner sei aber ein Dauerzustand geworden, der so nicht weiter bestehen sollte. Sie wollen quasi eine Trennung zwischen Agentur und Betreuerinnen und ein Gütesiegel, fordern die Grünen vom zuständigen Wirtschaftsminister. Solche Änderungen habe die Regierung in ihrem Arbeitsprogramm festgeschrieben und für 2015 versprochen, konkretes gebe es hier aber noch nicht.