Pferdetrainer Bartabas im Portät
Die zwölf Pferde und ihre Reiter und Reiterinnen der Académie Équestre, der Pferdeakademie aus Versailles haben gestern in Salzburg im Rahmen der Mozartwoche brilliert. Und natürlich ihr Leiter Bartabas, Pferdechoreograf und Künstler.
8. April 2017, 21:58

APA/STIFTUNG MOZARTEUM/MATTHIAS BAUS
Kulturjournal, 23.01.2015
Ehre, aber zugleich auch eine große Herausforderung, das habe die Einladung nach Salzburg für die Pferdeakademie bedeutet. Denn die Felsenreitschule, sei phantastisch und die Rückkehr der Pferde nach rund 200 Jahren an diesen Ort sei das aufregendste, so Bartabas.
Doch die Felsenreitschule ist in ihrer heutigen Form nicht ideal für Pferde: Die Bühne sei klein, man brauche den ganzen Platz für die Pferde. Für die Musiker bleibe kein Platz. Die habe er in die Arkaden verbannt, erklärt Bartabas. "Es gibt keine Kulisse, wo sich die Pferde aufwärmen können, also habe ich die erste Nummer wie ein chinesisches Schattenspiel gestaltet und zum Aufwärmen der Tiere genutzt." Doch das Lösen der Probleme hat neue Ideen für die Show geliefert.
Frühe Faszination
1957 wurde Bartabas als Clement Marty in der Nähe von Paris geboren, die Liebe zu Pferden sei ihm zwar nicht in die Wiege gelegt worden, doch schon als kleines Kind hätten ihn Pferde fasziniert. Im französischen Wort "Faszination" stecke nämlich beides: zum einen die Bewunderung, zum anderen aber Angst. "Wenn ein fünf- oder sechs-jähriges Kind von einem Pferd fasziniert ist, hat es Angst", so Bartabas. Das Erste sei gewesen, die Angst zur überwinden.
Mit seiner Bewunderung für Pferde hat Bartabas seither überall Menschen angesteckt, sei es mit den Pfedeshows der Truppe Zingaro, sei es mit der Académie Équestre. Die Pferdeakademie in Versailles wurde 2003 begründet, es gibt gut 40 Pferde. 14 davon sind in Salzburg, zwölf sind tatsächlich auf der Bühne zu sehen, und zwölf Reiter - zehn davon Frauen. Nachwuchs zu finden sei nicht einfach: Schließlich gibt es keine Ausbildungsstätte für Reitkünstler wie für Musiker oder Sänger. Er engagiere sehr oft Menschen, die zunächst Reitsport betrieben haben und davon vielleicht enttäuscht wurden, so Bartabas: "Was sie dann lernen, sind vor allem künstlerische Disziplinen."
Pferdeballett zu Mozart
Die Reiter und Reiterinnen können, das erlebt man auch in Salzburg, nicht nur reiten, sie können auch singen und voltigieren. Zu Bach und Strawinsky hat Bartabas in Paris bereits Choreografien gemacht, zu Mozarts Musik hat sich nun erstmals ein Pferdeballett einfallen lassen.
Wichtig sei es ihm, geistliche Musik zu verwenden, dann der Charakter der Show solle nicht nach Karussell oder pompöser Kavallerie klingen, es gehen um Beziehungen zwischen Menschen und Pferden und die sie in jedem Fall spirituell.
Hören Pferde Musik?
In Salzburg kann man sich nun davon überzeugen, dass die Musik, in diesem Fall Mozarts Musik, aus Mensch und Tier eine Einheit macht. Schwer zu sagen, ob die Pferde tatsächlich Musik hören, meint Bartabas, man können sie schließlich nicht fragen. Doch er habe schon erlebt, dass die Pferde die musikalischen Abläufe sogar besser merken können als Menschen: Bei "Sacre du Printemps", einem doch ziemlich schwierigen Stück, habe er damals auch Reiter gehabt, die nicht sehr musikalisch waren und sich nicht merken konnten, wann sie starten mussten: So haben sie sich einfach der Führung der Pferde überlassen.
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Bartabas
Chateau de Versailles - Académie du spectacle équestre