"Heroes" im Wiener Werk X
In einem neuen Theaterstück greift der Roma-Theaterverein "Romano Svato" das Schicksal von Frauen auf, die in Österreich Schutz suchen: "Heroes - Drei Frauen. Viele Verhöre" von Marianne Strauhs läuft seit gestern im Werk X Eldorado.
8. April 2017, 21:58
In der Debatte um die österreichische Asylpolitik erhoben im Herbst 2012 erstmals Asylsuchende selbst öffentlichkeitswirksam ihre Stimme, als mehrere Dutzend Asylwerber vom Flüchtlingslager Traiskirchen nach Wien marschierten und in der Folge mehrere Wochen lang die Votivkirche besetzten.
Kulturjournal, 26.01.2015
Aus Syrien, dem Iran und dem Kosovo
Es ist eine klaustrophobische Situation: Drei Frauen treffen auf engem Raum in der Schubhaft aufeinander. Eine kommt aus Syrien, eine aus dem Iran, die dritte aus dem Kosovo. Sie sind aus unterschiedlichsten Gründen aus ihrer Heimat geflohen - notgedrungen Einzelkämpferinnen, die einander oft nichts schenken.
In diese Extremsituation raufen sich die drei Bühnenfiguren vorübergehend doch zusammen. Denn so unterschiedlich ihre Geschichten auch sind - eines haben sie doch gemeinsam: Sie sind vor - oft männlich geprägter - Gewalt in ihrer Heimat geflohen.
Regisseurin Sandra Selimovic
Die Schauspielerin und Regisseurin Sandra Selimovic wollte im Stück "Heroes" ganz bewusst das Schicksal von asylsuchenden Frauen beleuchten. Die Gründerin und Leiterin des Roma-Theatervereins "Romano Svato" hatte 2013 auch mit den Trägern der Asyl-Protestbewegung Kontakt. Aus einem angestrebten Theaterprojekt mit den Besetzern der Votivkirche wurde nichts, doch das Thema habe sie nicht mehr losgelassen, sagt Selimovic.
Kein Schutz für Asylwerberinnen
Tatsächlich gebe es einfach mehr männliche Asylwerber, sagt Selimovic; gerade in arabischen Ländern werde zuerst den Söhnen die Chance auf ein besseres Leben gegeben. Und die Frauen, die in Österreich um Asyl ansuchen, würden eher geschützte Räume aufsuchen, als in die Öffentlichkeit zu gehen. Von den Behörden könnten sich Asylwerberinnen allerdings keinen Schutz erwarten; noch dazu sei etwa die Polizei nach wie vor männerdominiert.
Autorin Marianne Strauhs
Autorin des Stücks "Heroes" ist Marianne Strauhs. Sie hat in ihren Recherchen einiges über die Kommunikationsstrategien bei den polizeilichen Verhören erfahren. So geht es zunächst vor allem um die Frage, wie und mit wessen Hilfe die Aufgegriffenen nach Österreich gekommen sind. Angeregt durch den sogenannten Schlepperprozess gegen einige Asyl-Aktivisten, stellt Sandra Selimovic im Stück auch die Frage nach der Rolle der Schlepper.
Wenn schon nicht Helden, dann sind Schlepperorganisationen doch oft der letzte Rettungsanker. Diese Ausweglosigkeit für Menschen auf der Flucht wird wohl auch beim Publikum des Stücks "Heroes" Beklemmung auslösen.