"Birdman" im Kino

Der US-amerikanische Schauspieler Michael Keaton hat Ende der 1980er Jahre als "Batman" für Furore gesorgt. Parallelen dazu findet man nun auch im Film "Birdman", in dem Keaton einen ehemaligen Superhelden spielt, der zu einer zweiten Karriere am Theater ansetzt.

Riggan Thomson (Michael Keaton)

Riggan Thomson (Michael Keaton)

2015 Twentieth Century Fox

"Birdman" gilt mit neun Nominierungen als einer der heurigen Oscar-Favoriten, darunter in den Kategorien bester Film, beste Regie und bester Hauptdarsteller.

Mittagsjournal, 27.1.2015

Service

Birdman

System in der Krise

Michael Keaton hat eine wechselhafte Laufbahn hinter sich. Ende der 1980er Jahre sorgte er als "Batman" unter der Regie von Tim Burton für Furore, danach wurde es vergleichsweise still um ihn. Parallelen zu "Batman" findet man nun auch im Film "Birdman - oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit", in dem Keaton einen ehemaligen Superhelden spielt, der zu einer zweiten Karriere am Theater ansetzt. "Birdman" gilt mit neun Nominierungen als einer der heurigen Oscar-Favoriten, darunter in den Kategorien bester Film, beste Regie und bester Hauptdarsteller.

Einst war Riggan Thomson (Michael Keaton) ein Superheld. Als "Birdman" kämpfte er sich in die Herzen des Kinopublikums und an die Spitze Hollywoods. Doch dann ist der Vogel abgestürzt. Nach 20 Jahren plant Thomson ein Comeback am Broadway, als Schauspieler und Regisseur. Von der Populärfigur zum seriösen Fach quasi. Doch von Anfang an steht die Theaterproduktion unter keinem guten Stern, ein Co-Star wird von einem herabfallenden Beleuchtungskörper verletzt, sein Ersatz ist ein Profilierungsneurotiker, die Geliebte kommt abhanden, die Finanzierung steht auf wackeligem Fundament und Thomsons drogengefährdete Tochter ist als Regieassistentin auch nicht unbedingt eine moralische Stütze, wenn sie ihm vorwirft, sich eigentlich nur wichtigmachen zu wollen.

Die Eitelkeiten der Unterhaltungsbranche

Hinter die Kulissen des Theaters spielt das eigentliche Stück dieses Films, der als schillernde Abrechnung mit der Unterhaltungsbranche daherkommt. Da wären sie also wieder: der Karrieredrang von Schauspielern, die Eitelkeiten egal ob Hollywood oder Broadway, ein Amok laufender Boulevard, der vor keiner Frage zurückschreckt; die nicht weniger fragwürdigen Anmaßungen von Großkritikern, die nichts riskieren müssen, aber viel zerstören können.

Digital getrickst

Regisseur Inarritu ist auch formal ein furioses Experiment gelungen. Fast zwei Stunden lang hechelt die Kamera - digital getrickst ohne sichtbare Schnitte - den Figuren dicht hinterher. "Ich wollte den Kinozuseher quasi in Thomsons Schuhe stecken, um ihm dessen Verzweiflung nahe zu bringen", meint Inarritu. Der Film "Birdman - oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit" erzählt virtuos von einem Mann in der Krise und meint letztlich ein System in der Krise, zwischen ironischer Selbstbespiegelung und der Melancholie des Niedergangs. Neun Oscar-Nominierungen dafür, ob absichtlich oder unabsichtlich, eine gewisse Ironie kann man auch dieser Tatsache nicht absprechen.