US-Autor Thomas Pynchon erreicht das Kino

Kultautor trifft auf Kultregisseur und jede Menge Stars: Diese Woche läuft in den heimischen Kinos der neue Film von Paul Thomas Anderson - bekannt für Filme wie "Magnolia" und "The Master" - an. "Inherent Vice" ist die erstmalige Verfilmung eines Romans des US-amerikanischen Autors Thomas Pynchon: eine Kriminalgeschichte, angesiedelt in den 70er Jahren.

Morgenjournal, 10.2.2015

In den Hauptrollen sind unter anderem Joaquin Phoenix, Reese Whiterspoon, Benicio del Toro und Owen Wilson zu sehen. Und der Film ist in den Kategorien bestes adaptiertes Drehbuch und Kostümdesign für einen Oscar nominiert.

Doc Sportello (Joaquin Phoenix) ist Hippie, charmanter Dauerkiffer und Detektiv, der nach dem plötzlichen Auftauchen seiner Ex-Freundin gleich mit drei Fällen konfrontiert ist. Zwischen den Fronten eines Immobilien-Hais, eines Drogen-Kartells, einer sektenartigen Gruppierung, FBI und Polizei findet er sich wieder.

Idyllen-Demontage

Man wähnt sich manchmal in einem Robert-Altman-Film, wenn Anderson seine Figuren in langen Einstellungen mit der Kamera begleitet, Milieus seziert und Idyllen demontiert. In seinem 70er-Jahre-Setting spannt er dabei ein Netz aus Stimmern, Geschichten, Figuren, Schauplätzen, in dem man als Zuschauer/in manchmal ebenso orientierungslos umherirrt, wie die Hauptfigur auf der Leinwand.

Bereits 2010, ein Jahr nach Erscheinen von Pynchons Roman, fertigte Anderson eine erste Drehbuch-Fassung an, indem er sämtliche Dialoge aus dem Buch abtippt habe. Es sind Handlungsstränge, die immer wieder ins Leere laufen, die dann aber doch irgendwie zusammenhängen: Ein Schwarzer sucht einen Neonazi, eine ehemalige Heroinsüchtige den ihr angetrauten Saxofonisten - Figuren, die in ihrer Exzentrik dabei nie auf Klischees reduziert werden. Sie verschwinden, um gesucht zu werden, tauchen auf - mal tot, mal lebendig.

"Auf Pynchons Worte reagieren"

Anderson hat die fast enzyklopädische Informationsfülle aus Pynchons Roman in den Film übertragen und erzählt dabei nah an der Buchvorlage. Mit Doc Sportello, der letztlich als dauerbekiffter aber aufrichtiger Humanist einen Weg aus diesem Kaleidoskop aus Verbrechen, Korruption und Manipulation sucht. "Mit diesem Material, das war wie mit jemand zusammen zu arbeiten", so Anderson: "Pynchons Worte und Ideen waren da, und ich musste nur darauf reagieren. Ich habe mich glücklich gefühlt, mit diesem Buch und seinen Worten arbeiten zu können."

"Inherent Vice" ist ein Film, der die Zuschauer/innen zweieinhalb Stunden lang fordert. Mit seinen Dialogen, die trotzt ihrer Pointiertheit manchmal zum Dauerrauschen werden, dem gleichmäßigen Erzählrhythmus, der Unzahl an Charakteren, Geschichten und Schauplätzen; und mit den Rauschzuständen der Figuren, die sich über die ganze Handlung legen, die letztlich das Publikum etwas benebelt und nicht nur fasziniert im Kinosessel zurücklassen.