Kopenhagen: Suche nach weiteren Tätern

In Kopenhagen wurden am Samstag ein Kulturcafé und eine Synagoge Ziel eines Anschlags: im Einen sollte diskutiert werden über Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit - im Andern wurde Bat Mizwa gefeiert. Hat der 22-jährige Attentäter allein gehandelt, wie die Polizei ursprünglich vermutet hat? Hatte er Helfer, war er Teil eines Netzwerks? Die Polizei in Dänemark ermittelt und hat zwei Männer festgenommen.

Blumen am Schauplatz in Kopenhagen

EPA, BIDSTRUP

Mittagsjournal, 16.2.2015

Die Einzeltäter-Theorie scheint nicht zu halten. Zwar haben die Ermittler immer wieder erklärt, dass sie von einem Täter ausgingen, aber schon gestern wurden zwei Männer in einem Internet-Cafe verhaftet. Die Polizei in Kopenhagen geht davon aus, dass die beiden dem 22jährigen Attentäter geholfen haben. Ihnen wird vorgeworfen, die Tatwaffe beiseite gebracht und dem Täter Unterschlupf gewährt zu haben. Terrorismus wird ihnen zumindest derzeit nicht vorgehalten. In den dänischen Medien ist auch die Identität des mutmaßlichen Täters preisgegeben worden, der gestern von der Polizei erschossen wurde.

Zeitungen und Fernsehen zeigten Bilder von Omar Abdel Hamid El-Hussein, die Polizei hat den Namen allerdings nicht bestätigt. Er soll bis vor zwei Wochen im Gefängnis gesessen sein, weil er einen 19jährigen ohne erkennbaren Grund mit einem Messer in einer Bahnhofshalle attackiert hat. Aus der Haft wurde er vorzeitig entlassen, weil er den Großteil seiner Strafe bereits in Untersuchungshaft verbüßt hatte. El-Hussein war laut Polizei auch wegen Verstößen gegen das Waffengesetz bekannt.

Der 22-Jährige wurde in Dänemark geboren und soll Kontakte zu einer Gang in seinem Wohnbezirk Nörrebro gehabt haben. Dort wurde er gestern von Polizisten angesprochen und nach einem Schusswechsel getötet. Ermittler untersuchen jetzt Kleidungsstücke, die bei ihm gefunden wurden und eine Waffe, die bei den Anschlägen auf ein Kulturcafe und eine Synagoge benutzt worden sein könnte. Ein islamistisches Motiv ist bis jetzt nicht aufgetaucht.

Bei den Anschlägen kamen ein Filmproduzent, der an der Veranstaltung über Meinungsfreiheit in dem Kulturcafe teilgenommen hat, und ein jüdischer Wachmann der Synagoge ums Leben.

In Dänemark herrscht noch immer blankes entsetzen. Ein Passant sagt: Es kommt näher, aber ich habe keine Worte dafür. Und eine Frau ergänzt: Wir sind entsetzt und wir können es noch nicht glauben. Es ist irreal.

Justizministerin Mette Frederiksen sprach in einer Reaktion von eine Tragödie. Man müsse aber auch darauf hinweisen, wie schnell der Täter gestellt wurde.

Die Stadt Kopenhagen wird heute der Opfer gedenken, den ganzen Tag wehen die Fahnen bereits auf Halbmast, sowohl bei der Synagoge als auch bei dem Kulturcafe wurden hunderte Blumensträuße niedergelegt.