Eine Universalgeschichte des Kapitalismus
King Cotton
Der in Harvard lehrende Historiker Sven Beckert erzählt in "King Cotton" die Geschichte der Baumwolle, deren Anbau und Verarbeitung zur treibenden Kraft der Industriellen Revolution wurde.
8. April 2017, 21:58
"Die Netzwerke des Kapitalismus offenzulegen ist Sven Beckert auf eindrucksvolle Weise gelungen."

C.H. BECK VERLAG
Das präzise recherchierte, überzeugend argumentierende und sehr anschaulich geschriebene 500-Seiten-Buch, erzählt keine abstrakte Geschichte des Kapitalismus, sondern „eine Geschichte des Kapitalismus in Aktion“.
Das Baumwollimperium als ein rapide expandierender, Kontinente umspannender Markt schufen ausgerechnet die, bei denen dieser Rohstoff selbst gar nicht wuchs: die Europäer. Im Zuge der Kolonialisierung eroberten und veränderten sie den Baumwollhandel - und zwar "mit einer bis dahin nie dagewesenen Geschwindigkeit und Aggressivität", wie Beckert schreibt. Das "Herzstück dieses neuen Systems" war die Sklaverei.
In 14 äußerst informativen Kapiteln durchmisst der Autor die Welt der Baumwolle, vom "Ichcatl", der Baumwolle bei den Azteken, bis zu den Baumwolle erntenden Kindern im heutigen Usbekistan. Was früher Handelsgesellschaften wie die British East India Company waren, sind nun Unternehmen wie Wal-Mart oder Carrefour, die heute die Warenketten bestimmen. Stammte früher die - in Manchester und anderswo verarbeitete - Baumwolle vor allem aus Amerika oder der Karibik, so kommt sie heute aus Indien und China, wird in Pakistan oder der Türkei gesponnen und verwoben und in Vietnam und Bangladesh zu Textilien verarbeitet. Das Kräftegleichgewicht zwischen Landarbeitern, Fabrikanten, Handel und Politik hat sich verschoben, die Logik des Kapitalismus aber ist geblieben.
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Sven Beckert, "King Cotton - Eine Universalgeschichte des Kapitalismus", C. H. Beck Verlag