Südeuropas verlorene Jugend
Ende der Fiesta
Die Eurokrise hat aus dem Journalisten Miguel Szymanski einen Wirtschaftsflüchtling gemacht. Im Buch "Ende der Fiesta" hat er diesen Abschnitt seines Lebens verarbeitet.
8. April 2017, 21:58
"Wer das Buch wegen des Untertitels 'Südeuropas verlorene Jugend' gekauft hat, wird enttäuscht: dieser Aspekt bleibt fast völlig ausgeklammert."
Der in Portugal und Deutschland aufgewachsene Szymanski hatte es gut gehabt in Portugal: Er war ein angesehener Journalist, pflegte beste Kontakte zu Politik und Wirtschaft. Doch dann musste er wegen der Situation am Arbeitsmarkt nach Deutschland auswandern.
Im Mai hat Portugal den Euro-Rettungsschirm verlassen. Drei Jahre lang war das Land, das von der Krise schwer getroffen war, von der Europäischen Union unterstützt worden. Jetzt steht das kleine Land im Westen Europas wieder auf eigenen Beinen. Die Arbeitslosigkeit ist zwar in den vergangenen Monaten leicht gesunken und liegt bei knapp 14 Prozent, doch die Situation am Arbeitsmarkt ist weiter schwierig: In vielen Berufen gibt es zu wenige Jobs, Hunderte Portugiesinnen und Portugiesen suchen ihr Glück im Ausland.
Das Thema Jugendarbeitslosigkeit wird im Buch nur selten angesprochen, denn die meiste Zeit geht es um Szymanskis persönliche Geschichte. Die spannendsten Kapitel im Buch sind jene, in denen der Autor die Zusammenhänge von Wirtschaft und Politik erklärt, wenn er über die 1990er Jahre erzählt, in denen Schindluder mit Krankenversicherungen getrieben wurde, oder über die eigenartige Verwendung von EU-Geldern: Statt in Bildung wurde in den Bau von Einkaufszentren und Autobahnen investiert, Autobahnen, die jetzt keiner benutzt, weil die Maut so hoch ist.
Service
Miguel Szymanski, "Ende der Fiesta - Südeuropas verlorene Jugend", Kösel Verlag
Zitat
Die Südstaaten und ihre Finanzsysteme werden künstlich mit Krediten am Leben gehalten, dafür verlangen die Kreditgeber, allen voran Deutschland, dass die finanzielle Schocktherapie an Menschen durchgezogen wird. (...) Die kranken Länder am Mittelmehr und Atlantik sind keine abstrakten Wirtschaftssysteme. Es sind Menschen, die leiden.