Kurzessay zu Markus 1,12 - 15
Eins: „Erfüllt die Zeit.“ Zwei: „Nahe das Reich Gottes.“ Drei: „Kehrt um!“ Vier: „Glaubt an das Evangelium!“ Vier kurze Sätze, mit denen Markus das erste öffentliche Auftreten Jesu charakterisiert. Klare Worte, voll Profil – programmatisch für seine Sendung, für sein Leben.
8. April 2017, 21:58
Jesus erhebt seine Stimme aber erst, als Johannes schweigen muss. Herodes Antipas, der damalige Landesherr von Galiläa und Peräa, lässt den Täufer verhaften und nach Machärus bringen; in eine Festung östlich vom Toten Meer, im heutigen Jordanien.
„Nachdem man Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa und verkündete das Evangelium Gottes.“ So lautet der zentrale Vers des kurzen Bibelabschnitts vom heutigen Sonntag. Jesus wieder in Galiläa: Hier fühlt er sich zu Hause, hier wird aus dem bisher Schweigenden ein Redender, ein Verkünder.
Keryssein steht im griechischen Original: ein „Herold“ sein, ein „Ausrufer“, der eine wichtige „Nachricht“ bringt. Markus setzt keryssein, „verkünden“ sehr bewusst ein. Johannes „verkündet eine Taufe der Umkehr“; im Wasser, das reinigt und aufleben lässt. Jesus „verkündet das Evangelium Gottes“; im Heiligen Geist, der entflammt und das Herz, die Mitte neu werden lässt.
Johannes und Jesus: Mit noch einer anderen Klammer verbindet Markus die beiden Männer. Es ist die Metanoia, die Umkehr. Johannes, der Meister, verkündet baptisma metanoias, eine „Taufe der Umkehr“ oder besser: „des Um-denkens“. Und metanoeite, so verkündet auch Jesus, der Schüler. Nach Markus ist es sein erster eigener Imperativ: metanoeite! „Kehrt um“ oder wieder zutreffender: „denkt um“, „denkt neu“!
Umdenken, umkehren: in der hebräischen Bibel steht dafür das Wort schub. Es stellt einen zentralen Appell der Propheten des Ersten Testaments dar. Sie, die „berufenen Rufer“, sie verkünden als Botschaft im Namen Gottes: „Kehrt um!“ Markus stellt also Johannes den Täufer und Jesus in die Reihe dieser prophetischen Gestalten und ihres An-Spruchs.
„Schub-Umkehr“, sagte einmal eine meiner Studentinnen, „so merke ich es mir am leichtesten“. „Schub-Umkehr“: Abbremsen eines Flugzeugs am Boden. Für mich als einen, der gern in die Länder der Bibel reist, passt da noch ein anderes Zeichen an Bord: ‚Fasten seat belt‘. Und als Theologe bringe ich das natürlich in Verbindung mit der Fastenzeit: sich fest-machen, in den 40 Tagen auf Ostern zu. Sich einen Gurt anlegen, vielleicht nicht unbedingt um den Bauch, sondern eine Etage höher. „Umdenken“ geschieht im Hirn, „Neuwerden“ im Herzen...