American Sniper
Mit 160 getöteten Menschen ist der aus Texas stammende Soldat Chris Kyle statistisch gesehen der erfolgreichste Scharfschütze in der Geschichte des US-Militärs. 2013 wurde er selbst das Opfer eines Attentats, der Täter wurde gestern zu lebenslanger Haft verurteilt. Clint Eastwood hat sich nun der spektakulären Biografie von Chris Kyle im Kino angenommen.
8. April 2017, 21:58

2014 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.
Dabei ist der Film "American Sniper" in den USA ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Während etwa Michelle Obama die gezeigten Kriegsfolgen auf Menschen als authentisch lobte, kritisierte Regisseur Michael Moore die heldenhafte Darstellung des Scharfschützen. Ab morgen Freitag ist "American Sniper" mit Bradley Cooper in der Hauptrolle in den österreichischen Kinos zu sehen.
Mittagsjournal, 26.2.2015
Schon am Frühstückstisch seiner Kindheit erfährt Chris Kyle eine wegweisende Botschaft: in seiner Familie, so ermahnt der Vater, würden Wölfe groß gezogen, jedenfalls keine Schafe. Doch Chris wird ein Hirtenhund, der die Herde aus dem Hinterhalt beschützt, mit Gewehr und gutem Auge, ein Scharfschütze mit Einsatzort Irak. Darf man ein Kind töten, wenn dieses Kind selbst töten will, zum Beispiel amerikanische Soldaten mit einer Granate? Darf man die Mutter töten, weil sie das gleiche versucht, nachdem Chris den Buben erschossen hat. Für das Zögern hat man im Krieg wenig Zeit und noch weniger für die Moral.
Nimbus des Unbesiegbaren
Clint Eastwood zeigt durchaus die Gewissenskonflikte des Job, zugleich liegt ihm viel daran, dem Kampf eine kinogerechte Uniform zu schneidern. Das Schießen als Ritual, die Präzision als cooler Habitus, der Nimbus des Unbesiegbaren. "Um die Action geht es aber gar nicht, sondern um die Beziehungen, vor allem zwischen Kyle und seiner Frau", meint Clint Eastwood. Und diese Ehe verändert sich. Denn wie der Kriegseinsatz den Menschen verändert, in diese Erfahrung montiert Clint Eastwood psychische Bruchstellen. Während er einerseits patriotischen Idealen huldigt, wird andererseits ein zweites Fundament der amerikanischen Gesellschaft nachhaltig beschädigt, die Familie. Denn dieser Chris Kyle bringt das Töten mit nach Hause, nicht als heroische Geste, sondern als psychische Blessur.
Gespaltene Performance
Wie im Krieg vor dem Feind fährt Chris auch im Frieden den Schutzschild über seiner wahren Befindlichkeit hoch. Die äußere Fassade und die innere Wahrheit, der Film "American Sniper" vermittelt auch sonst eine gespaltene Performance: er zeigt zwar eine zunehmend verbeulte Seele, will aber dem mit Zeitlupenästhetik forcierten, prinzipiellen Heldentum nicht entsagen, 2013 wurde Chris Kyle von einem psychisch verwirrten Irak-Veteranen erschossen. Das erfährt man nur in schriftlicher Form am Ende des Films. Dabei hätten gerade die Bilder dieser fragwürdigen Tat die fatalen Folgen des Kriegs zugespitzt und damit auch dem Film eine deutlichere Haltung gegeben.
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ORF.at - Lebenslang für Mord an "American Sniper"