"Hart auf hart" von T.C. Boyle
In seiner Jugend ist der amerikanische Kultautor T.C. Boyle den Drogen verfallen, bis er das Schreiben für sich entdeckt hat. Eine neue Sucht, die den Vielschreiber seither antreibt. Fast jedes Jahr publiziert Boyle einen Roman, oder einen Erzählband. Jetzt ist T.C. Boyle auf Lesetour in Deutschland und Österreich. Gestern Abend hat er seinen neuen Roman „Hart auf hart“ im Gartenbaukino in Wien vorgestellt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.2.2015
Seine Vergangenheit als Punker und Frontman der 80er Jahre-Rockband The Ventilators sieht man ihm immer noch an. Sicher das Haar des heute 66jährigen ist bereits etwas schütter geworden. Doch die Rockstarattitüde, die zur Marke T.C. Boyle einfach dazugehört, hat sich der amerikanische Kultautor bewahrt: Lederjacke, eng anliegende Jeans, Turnschuhe und eine dunkle Ray Ban Sonnenbrille. Das passende Auftreten für einen, der von sich selbst sagt, dass er in der Jugend Drogen genommen hat bis er eine neue Obsession, das Schreiben nämlich, entdeckt hat. Bis heute versteht sich T.C. Boyle als Performer. Literatur soll nicht nur im Elfenbeinturm studiert werden, sagt Boyle, man solle sie genießen wie ein Konzert oder eine Theateraufführung.
Junge, zornige Männer
In seinem neuen Roman "Hart auf hart" durchleuchtet T.C. Boyle die Psyche eines Amokläufers. Anti-Held des Romans ist Adam, ein junger zorniger Mann, der sich in Kaliforniens berühmtem Redwood Forrest zurückzieht, im Camouflage-Kampf-Anzug durch den Wald streift und Bunker baut. Mit seiner gewohnt unangestrengten, musikalischen Sprache beschreibt Boyle, wie sich Adam in einen verzweifelten Exzess der Gewalt hineinschraubt. Ein psychisch zerrütteten Jungen, der Krieg spielt, in einem Land, in dem Waffen für jeden Bürger, jede Bürgerin zugänglich sind, bald weiß der Leser, dass diese Geschichte kein Happy End haben wird. Eine Kritik der US-amerikanischen Waffengesetzgebung?
"Wenn ich schreibe, verfolge ich keine politische Agenda. Ich will ein Kunstwerk schaffen, aber wie viele Bürger der USA bin ich beunruhigt über die Waffengewalt in meinem Land, die von jungen, labilen Männern ausgeht", sagt T.C. Boyle, der im Februar mit seinem neuen Roman auf Lesetour in Deutschland und Österreich gewesen ist.
In den USA ist der Roman übrigens noch nicht erschienen. Der Vielschreiber T.C. Boyle publiziert fast jede Jahr einen neuen Roman oder Erzählband. Aus strategischen Überlegungen hat sein Verlag beschlossen, "The Harder They Come", so der englische Originaltitel, erst im April zu veröffentlichen. Man will den Markt schließlich nicht übersättigen.
Der Stoff, aus dem Mythen gewebt werden
Schreibblockaden kennt der 66jährige offenbar nicht. Und wenn doch einmal eine auftauchen sollte, weiß Boyle Abhilfe. "Auf meinem Schreibtisch liegt immer eine Pistole. Sollten mir einmal die Ideen ausgehen, werde ich mich damit erschießen", sagt T.C. Boyle. Der Stoff, aus dem amerikanische Mythen gewebt werden, T.C. Boyle kennt ihn wie kein anderer.
Mit "Hart auf hart" hat T.C. Boyle einen ernüchternden Amerika-Roman geschrieben, der beschreibt, wie schnell die uramerikanische Suche nach individueller Freiheit in Paranoia und Waffengewalt umschlagen kann.