Animationsfilmfestival Tricky Women

Morgen Abend beginnt in Wien das jährliche Animationsfilmfestival Tricky Women. An fünf Festivaltagen werden, erstmals im neu renovierten Metro Kinokulturhaus, ausschließlich Trickfilme von Frauen gezeigt.

Unter dem Motto "Vom Innen und Außen" beschäftigt sich das Festival mit dem Thema "Psyche" und stellt die Fähigkeit des Trickfilms unter Beweis, auch Verborgenes oder Unbewusstes auf die Leinwand zu bringen.

Kulturjournal, 10.03.2015

Mit abstrahierten Bildern und Klängen Geschichte erzählen, die sonst unausgesprochen bleiben. Das ist eine der Stärken des Trickfilms, sagt Birgitt Wagner, die das Festival gemeinsam mit Waltraud Grausgruber leitet. Vor allem die Gattung "animierter Dokumentarfilm" macht sich diese Möglichkeit zunutze.

Zum Beispiel der Film "Johannes - Vergib uns unsere Schuld", der Schweizerin Friederike Lenz. Er handelt von einem 17-jährigen Neonazi, der wegen Totschlags im Gefängnis saß. Oder Ayala Sharots animierte Dokumentation "Anafim Shvurim/Broken Branches" über eine 14-Jährige, die im Zweiten Weltkrieg allein von Polen nach Israel floh. Wenn es um den Schutz von Opfern geht, ist die Zeichnung bzw. Animation ebenso von Vorteil wie bei historischen Themen, da fehlende Aufnahmen einfach nachgezeichnet werden können, sagt Waltraud Grausgruber.

Themenschwerpunkt menschliche Psyche

Ein Festivalschwerpunkt in diesem Jahr ist dem Thema "Psyche" gewidmet. Und auch hier können Trickfilme zeigen, was oft im Verborgenen bleibt, sagt Grausgruber. Die meisten Filme im Programm wurden unabhängig und mit beschränktem Budget produziert. Neben computeranimierten 3D-Filmen, die neueste technische Möglichkeiten ausschöpfen, zeigt sich aber auch eine neue Tendenz. "Es ist eine Vermischung von Computeranimation und der Lust auf die haptische, greifbare Komponente", erklären die Festivalleiterinnen. So kommen etwa Figuren, Puppen, Lege-Tricks oder Stop-Motion-Technik zum Einsatz.

Osteuropa und Australien im Fokus

Die Länderschwerpunkte liegen diesmal auf Australien, Kroatien, Tschechien und die Slowakei. Sie sollen jeweils ein Panorama aktuellen Trickfilmschaffens aus weiblicher Hand zeigen. Vor allem in Osteuropa gebe es eine lange Trickfilmtradition, sagt Birgitt Wagner, in Österreich dagegen sei der Trickfilm kaum traditionell verankert, Tricky Women unterstützt und vernetzt junge Filmemacherinnen und zeigt Neues aus der Szene.

Trickfilmerinnen über die Schulter blicken

Das "Wie" hinter den Produktionen ist ein wesentlicher Aspekt des Festivals. Zahlreiche Filmemacherinnen geben Einblick in ihre Arbeit und Zugangsweise. Zum Beispiel Signe Baumane, die bei der Österreichpremiere ihres ersten Langfilms "Rocks in My Pockets" am Donnerstag anwesend sein wird. Ausstellungen und Workshops, in denen das Trickfilmhandwerk vermittelt wird, ergänzen das Programm. Die Nachfrage ist groß, denn: Auch abseits des künstlerischen Bereichs halten Animationen immer stärker Einzug in Werbefilmen oder Websites, so die Leiterinnen.

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