Die "Café Sonntag"-Glosse von Leo Lukas

Schokofrühstück

(Mit vollem Mund:) Ah, grüß' Sie … Tschuldigung, jetzt ham S' mich erwischt, bin noch beim Frühstück … Ich mein', am Sonntag, da darf ma schon ein bissl später, und üppiger, gell?

Diesen Schoko-Nuss-Aufstrich mag ich ganz gern. Hab ihn eigentlich eh nicht für mich gekauft, sondern für die Enkerl. Aber die kommen ja nur alle heiligen Zeiten, und dann nur zum Uhrschauen … Obwohl sie das daheim nicht kriegen. Meine Tochter meint, es wär net g'sund. Ein Blödsinn.

Man sieht doch jeden Tag im Fernsehen, dass sich unsere Fußballnationalmannschaft praktisch ausschließlich davon ernährt. Und seit die Werbung läuft, spielen sie viel besser! Speziell der nette Murl von den Bayern. Schon klar, bei dem schlägt das besonders gut an.

Ah, ham Sie gewusst, dass die Redensart, "Das Geld wächst auf den Bäumen", von der Tschoklad kommt? Ja, wirklich, hab ich wo g'lesen! Die Kakaobohnen haben nämlich als Zahlungsmittel gedient, früher, bei den Olmeken und Azteken und Zapoteken. Ob nach denen die Apotheken benannt sind, könnt' ich jetzt aber nicht sagen … (gluckst)

Später sind dann andere damit reich geworden. Die Familie, die den g'schmackigen Aufstrich erzeugt, ist die reichste in ganz Italien. No, sie werden's nicht mehr selber z'sammenrühren, seit sie Multimilliardäre sind, aber ein Familienbetrieb bleibt's trotzdem.

Und stellen S' Ihnen vor, behauptet doch glatt meine Tochter, die einem ja immer alles vergällen will, in Malaysia würden riesige Urwaldflächen gerodet wegen dem Palmöl, das man für die Schokocreme braucht. Das hat sie von diesen Grinpis, oder wie die heißen. Erst vor vierzehn Tagen haben die deshalb mords einen Pallawatsch gemacht, die Grinpis, und der italienischen Familie außerdem vorgeworfen, auf den türkischen Haselnussplantagen und den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste würden über eine halbe Million Kinder arbeiten, teils unter Sklaverei-ähnlichen Bedingungen. Glauben Sie das? Hm?

Ich denk mir, ganz so schlimm wird's scho net sein. Die Grinpis, die bauschen immer alles so auf. Und grad dem besagten, italienischen Familienbetrieb sind Kinder ein echtes Anliegen. Sonst würden's ja wohl nicht massenhaft verschiedenste Naschereien auf den Markt werfen, wo groß "Kinder" drauf steht. Ich mein', freilich, in Nussschoklad sind Nussen, in Erdbeerschoklad is Erdbeermarmelad, in Milchschoklad zumindest Milchpulver - warum sollt' in Kinderschoklad net auch gelegentlich Kinderarbeit stecken! Und wenn schon. Was ist denn groß dabei. Unter uns: Kommen s' wenigstens net auf blöde Ideen, die G'schrappen, wenn's ordentlich eingespannt sind.

Weil, Sie, ich trauert mich wetten: Diese Kinder besuchen ihre Großeltern öfter als zweimal im Jahr. Naja, wird bei uns auch wieder anders werden. Vielleicht erleb ich's ja noch.
Mögen S' auch ein Brot mit … Dings?