Komödie "Verstehen Sie die Béliers?"

Nach "Ziemlich beste Freunde" hat das französische Kino wieder einen Hit gelandet, der zum Lachen, Weinen und Nachdenken anregt: In "La Famille Bélier", wie der Originaltitel lautet, spielt Karin Viard eine gehörlose Bäuerin, deren Tochter (Louane Emera) es nach Paris zieht.

Über sieben Millionen Zuschauer haben "Verstehen Sie die Béliers?" in Frankreich bereits gesehen. Louane Emera wurde im Februar mit dem César-Filmpreis als beste französische Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet.

Morgenjournal, 19.3.2015

Die Familie Bélier, - "bélier" bedeutet "Widder" - das sind die Eltern und ihre zwei halbwüchsigen Kinder, ein pubertierender Sohn und die 16-jährige Paula. Sie betreiben einen Bauernhof und leben von ihren landwirtschaftlichen Produkten. Das Außergewöhnliche: Bis auf Paula sind alle gehörlos. Und so fungiert Paula auch als Übersetzerin, etwa beim Arzt, den Behörden oder auf dem Markt.

Eines Tages wird der Musiklehrer im Schulchor auf Paulas Gesangstalent aufmerksam und er will sie fördern: Sie soll sich zu einem Talente-Wettbewerb bei Radio France melden. Doch das hieße, nach Paris zu gehen, und ihre Familie zu verlassen.

Um es gleich zu sagen: "Verstehen Sie die Béliers?" ("La Famille Bélier") von Eric Lartigau ist ein Feelgood-Movie, ein Wohlfühlfilm. Es geht um Menschen mit einer körperlichen Behinderung, das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens, die erste Liebe, eine vielleicht wegen der Abhängigkeiten sehr geschlossene Familie und das Ganze spielt sich am Land ab. So eine Story kann da leicht ins Klischeehafte bzw. in sentimentalen Kitsch abstürzen.

Die Akteure mussten für den Film die Gebärdensprache erlernen. "Das war für die Schauspieler sehr interessant, denn es war für sie ein neuer Aspekt, eine Sprache zu verwenden", erklärt Lartigau. "Es war ein schwerer und präziser Lernprozess, der gleichzeitig sehr spielerisch war. Das Resultat ist etwas sehr Choreografisches und Spielerisches."

Die Gebärdensprache ermöglicht auch eine spezielle Komik: etwa bei einem Streit, wo der hörende Zuseher die Szene in Untertiteln übersetzt bekommt. Zumal es auch einige Gauloiserien gibt, typisch gallische oft sexuell anzügliche Derbheiten, denn die Eltern sind durchaus lebenslustig. Und es gibt auch sehr ergreifende Momente: Etwa wenn der Vater die Stimme seiner Tochter, die er ja nicht hören kann, ertastet, indem er seine Hand beim Singen an ihren Hals legt.

Man kann sich ausrechnen, wie der Film ausgeht, doch der Weg dahin ist mit Szenen gepflastert, an die man sich möglicherweise noch länger erinnern wird. Wesentlich ist auch die Besetzung: mit Stars wie Karin Viard und dem aufstrebenden François Damiens als Eltern, Eric Elmosnino als zynischen, vom Chansonnier Michel Sardou begeisterten Musiklehrer, und schließlich Louane Emera, die bei einer französischen Fassung von Starmania entdeckt wurde. Damals kam Louane Emera bis ins Halbfinale. Im Februar bekam sie den César-Filmpreis als beste französische Nachwuchsschauspielerin.