Justizanstalt Josefstadt völlig überfüllt

Die Zahl der Häftlinge in den österreichischen Gefängnissen ist im vergangenen Jahr zwar gesunken. Aber das größte Gefängnis, die Justizanstalt Josefstadt in Wien, ist weiterhin hoffnungslos überfüllt. Zugelassen für 990 Häftlinge, sind dort ständig eintausend-zweihundert untergebracht. Rund um die Uhr mit bis zu zehn Leuten in einer Zelle.

Morgenjournal, 30.3.2015

Fertig machen zur Bewegung im Freien. - Diese Durchsage gibt´s nur einmal am Tag für jeden Häftling in der Justizanstalt Josefstadt. Eine Stunde im Gefängnishof - sonst kommen die meisten gar nicht aus ihrer Zelle. Duschen ist nur zwei mal pro Woche vorgesehen. Und Sport in Aufenthaltsräumen ist wegen der Überfüllung kaum mehr möglich.

Aufenthaltsraum Tischtennis-Spielen haben wir beenden müssen, sagt Ewald Kreuzinger, Justizwachebeamter auf der Abteilung AB2. Wenn sie nicht zum Arzt oder Staatsanwalt müssen oder Besuch bekommen, schlagen die Häftlinge eingesperrt in der Zelle die Zeit tot mit Lesen, erzählt der 42-jährige Häftling Karl.

Den eigentlich gesetzlich vorgesehenen Vollzug mit offenen Zellentüren, wo sich die Häftlinge am Gang bewegen können, gibt es für Erwachsene kaum in der Justizanstalt Josefstadt. Praktisch alle Zellen sind versperrt.

Dazu kommt: Zweier-Zellen wurden zu 4er Zellen umfunktioniert, es gibt 6er und 8er-Zellen, sagt der stellvertretende Gefängnisleiter Franz Higatsberger: "Wir haben aber auch größere Hafträume, die für 5 Insassen vorgesehen waren, wo wir bis zu 10 unterbringen müssen."

Gefängnisleiterin Helene Pigl: intimspäre gibt es nicht, nur das WC ist abgetrennt, aber nicht versperrbar. Insgesamt eine Ausnahmesituation also - für Untersuchungshäftlinge, die sich psychisch meist ohnehin schon in einer Ausnahmesituation befinden. Abteilungskommandantin Andrea Blahout: Wenn 10 Leute drinnen sind gebe es oft Streitereien auch Raufereien aber es kann sein, dass ein Mitinsasse die Notruftaste betätigt.

Zum Personalmangel: 4 Justizwachebeamte sollten unter Tags auf der Abteilung mit 120 Häftlingen sein. Oft sind wir nur zu Dritt oder zu Zweit, etwa wenn jemand krank ist, sagt Blahout. Zum Zuhören und Eingehen auf die Häftlinge bleibe wenig Zeit. Und unter insgesamt 1.200 Häftlingen gibt es nur 150 Hausarbeiter, die sich freier bewegen dürfen, wie Cyprian.

Andere versuchen durch Schlafmittel oder Medikamente leichter fertig zu werden mit ihrer Situation. Zum Entspannen ein Antidepressivum, bekommt Marius. Bei manchen befürchtet der ärztliche Leiter, Klaus Kaiser-Mühlecker, dass sie in Haft mit Medikamentenkonsum beginnen, der süchtig machen kann.

Auch wegen der steigenden Zahl an Drogenabhängigen in Haft, werden Substanzen ins Gefängnis geschmuggelt.

Die drei Häftlinge, die Interviews gegeben haben, sind trotz allem eher zufrieden mit der Haftsituation. Ihr Haupt-Problem sei ihre Straftat und die Verurteilung. Die Hoffnung auf eine baldige Entlassung ist aber groß.