Oklahoma - Hinrichtungen mit Stickstoff

In den USA suchen mehrere Bundesstaaten nach alternativen Methoden, um die Todesstrafe zu vollziehen. Europäische Hersteller weigern sich seit einiger Zeit, den Giftcocktail zu liefern, der für die Todesinjektionen nötig ist. Utah hat vor kurzem das Erschießungskommando wieder eingeführt, Tennessee den elektrischen Stuhl - und in Oklahoma könnte demnächst Stickstoff in Gaskammern verwendet werden. Das Parlament hat ein Gesetz dafür beschlossen, die Gouverneurin hat es aber noch nicht unterschrieben.

Mittagsjournal, 10.4.2015

Letztentscheidung fehlt

Einige amerikanische Bundesstaaten verbieten Stickstoff sogar, um Tiere einzuschläfern - Oklahoma will damit künftig verurteilte Häftlinge töten. Stickstoff ist ein farbloses, geruchsloses und geschmackloses Gas, das mit 78% sogar den Hauptbestandteil der Luft ausmacht, die wir atmen. In höheren Konzentrationen sorgt es aber dafür, dass Lebewesen ersticken.

Genau so soll es künftig in der Gaskammer von Oklahoma verwendet werden, jedenfalls wenn das einstimmig beschlossene Gesetz in Kraft tritt, das noch von Gouverneurin Mary Fallin unterschrieben werden muss. Ob sie es tut, steht noch aus, sie verweigert derzeit alle Aussagen dazu. Senator Mike Christian, der das Gesetz eingebracht hat, beruft sich auf eine Universitätsstudie, wonach die neue Tötungsmethode schmerzlos, einfach und effektiv ist und kein medizinisches Personal braucht: In wenigen Sekunden tritt Bewusstlosigkeit ein, nach zwei Minuten hört das Herz zu schlagen auf. Die Studie zeigt, dass das eine humane Art ist. Wenn wir Todesstrafen vollziehen, dann so.

Bisher ist Stickstoff allerdings noch nie verwendet worden, um Todeskandidaten zu exekutieren. Ob die Methode tatsächlich human ist, weiß man daher nicht. Der Oberste Gerichtshof der USA hat ja Exekutionen grundsätzlich zugelassen, die Todeskandidaten dürfen aber nicht unnötig leiden.

Weil der Giftcocktail für die Todesspritze von europäischen Herstellern nicht mehr geliefert wird, hat es mehrfach Hinrichtungen mit neuen Chemikalien gegeben, die einen grausamen und langen Todeskampf ausgelöst haben. Vor einem Jahr auch in Oklahoma, als Clayton Lockett sich 40 Minuten lang stöhnend und schreien gewunden hat, ehe er an einem Herzinfarkt starb. Es war so grausam, dass den Hinrichtungszeugen der Blick versperrt wurde. Seitdem sind die Hinrichtungen in Oklahoma ausgesetzt, jetzt wird höchstgerichtlich geprüft, ob die tödliche Injektion verboten wird. Ist das der Fall, soll Stickstoff in der Gaskammer eingesetzt werden. Wird auch das verboten, will Oklahoma auf den elektrischen Stuhl oder auf Erschiessungskommandos zurückgreifen.