"Die Affäre Rue de Lourcine" im Burgtheater
Am Wiener Burgtheater hat am Samstag "Die Affäre Rue de Lourcine", eine Komödie des Franzosen Eugène Labiche, Premiere - in Elfriede Jelineks Übersetzung, die schon über zwei Jahrzehnte alt ist und jetzt erweitert und neu gefasst wurde. Auf der Bühne stehen mit Maria Happel, Nicholas Ofczarek und Michael Maertens die Erzkomödianten des Hauses am Ring.
8. April 2017, 21:58

Michael Maertens als Mistingue und Nikolaus Ofczarek als Lenglume
APA/ROLAND SCHLAGER
Mittagsjournal, 17.4.2015
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Barbara Frey, seit fünf Jahren erfolgreiche Intendantin des renommierten Schauspielhauses in Zürich, hat schon 2011 am Burgtheater die Jelinek-Übersetzung einer Komödie inszeniert. Damals war es "Der ideale Mann" nach Oscar Wilde. Auch jetzt bei Labiches "Affäre Rue Lourcine" hat sie zu Jelinek gegriffen.
"Die Jelinek hat eine große Liebe zur Absurdität, zum Abgrund der Komödie. Deswegen hat sie, finde ich, noch eine andere Schärfe da reingebracht: hat transformiert, ohne dass das in irgendeiner Weise aufdringlich wirkt. Man hört den Labiche durch und hört trotzdem ganz klar die Notengebung von der Jelinek", so Frey.
Michael Maertens und Nikolaus Ofczarek, die großen Stars des Burgtheaters und Komödienspieler einer eigenen Liga, finden sich nach einer durchzechten Nacht wieder, und die Frau des einen, gespielt von Maria Happel, liest ihnen aus der Zeitung vor: Heute wurde in der Rue de Lourcine ein verstümmelter Leichnam einer jungen Frau aufgefunden.
"Eine Art Seelenkrimi"
Nun glauben sie den Mord an einer jungen Frau begangen zu haben, wodurch die Komödienmaschine normalerweise beginnen würde. Aber Barbara Frey setzt nicht auf Slapstick und auf rasendes Tempo, im Gegenteil, sie verlangsamt radikal - eine Gratwanderung für die Spieler, unter ihnen auch Peter Matic und Markus Meyer.
"In diesem Stück gibt es eher einen geistigen Slapstick. Die Männer sind mit etwas konfrontiert, von dem sie keine Ahnung haben: mit ihrer eigenen Gedächtnislücke und plötzlich auch mit ihrem Gewissen. Es ist also eher eine Art Seelenkrimi", erklärt die Regisseurin.
Neben der rotplüschigen Türenwand des Hauses spielt die Musik in der eineinhalbstündigen Inszenierung von Barbara Frey eine besondere Rolle: "Zu untermauern, dass es noch eine andere Welt neben der Routine gibt: eine Welt, die aus dem eigenen Inneren kommt".
So ist Labiches "Affäre Rue de Lourcine" bei Barbara Frey nicht sosehr eine Farce, als ein Traum oder Endspiel. "Man kann natürlich Labiche von Beckett her lesen, das hat uns interessiert: die Langsamkeit, die natürlich damit zu tun hat, dass diese Männer vom Alkohol vollkommen vernebelt sind. In dem Moment ist die Welt auch langsamer."
Eine ungewöhnliche Produktion erwartet das Premierenpublikum morgen Abend also am Wiener Burgtheater.