Junge auf einem Buchcover

FISCHER VERLAG

Erstlingsroman von Édouard Louis

Das Ende von Eddy

In seinem autobiografischen Roman erzählt der 22-jährige Soziologiestudent Édouard Louis vom Leben in einem ärmlichen Dorf in der nordfranzösischen Picardie: von Arbeitslosigkeit, Gewaltexzessen, Schwulenfeindlichkeit und "echten Kerlen". Das Buch wurde 2014 der Überraschungserfolg in Frankreich, nun liegt es in deutscher Übersetzung vor.

Ex libris, 24.4.2015

Gudrun Hamböck

Édouard Louis schildert eine rohe und hermetische Dorfwelt, in der jede Andersartigkeit geahndet wird. Das ist nichts Neues in der Literatur. Diese homosexuelle Coming-of-Age-Geschichte geht aber weit über alles Antiheimatromanartige hinaus. In schnörkelloser, die Dinge beim Namen nennender Sprache wird die innere Beschaffenheit einer Flucht dargestellt, die mit der Akzeptanz der eigenen Sehnsucht beginnt und mit dem Weggang aus dem Elternhaus noch nicht zu Ende ist.

Für sein Engagement gegen Homophobie wurde Édouard Louis mit dem Pierre Guénin Preis ausgezeichnet. Wie er in seine Ich-Erzählung die direkte Rede der Familie und Dörfler als konstitutiven Teil eines Bewusstseinsstroms einfügt, ist kunstvoll. Wie er die Geschichte - mal gerafft und mal gedehnt - vorantreibt, ökonomisch. Die wenigen kurzen soziologischen Exkurse sind dem Soziologiestudenten nachzusehen. Man merkt dem Buch an, dass es ein persönlicher Befreiungsschlag ist. Dennoch gelingt es, dass die Nähe zwischen Protagonist und Autor den Leser nicht tyrannisiert, sondern ihn umstandslos mitten hineinzieht ins warm pulsierende Zentrum einer Leidensgeschichte.

Service

Édouard Louis, "Das Ende von Eddy", Roman, aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel, S. Fischer Verlag