Biennale: Verleihung der Goldenen Löwen

Am Samstag wurde die weltweit wichtigste Kunstschau, die 56. Biennale in Venedig, eröffnet. Zum Auftakt fand wie jedes Jahr die Verleihung der Goldenen Löwen statt. Den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt der ghanaische Bildhauer El Anatsui. Als beste Künstlerin wurde die in Berlin lebende US-amerikanische Konzeptkünstlerin Adrian Piper ausgezeichnet.

Morgenjournal, 11.5.2015

Wer nicht ganz genau hinschaut, läuft an den drei Theken einfach vorbei, hinter denen junge Damen Besucher und Besucherinnen dazu auffordern, eine Art Vertrag abzuschließen. Unterschreiben soll man Sätze mit Bekenntnischarakter. Zum Beispiel: "Ich werde immer meinen, was ich sage", oder "Ich werde immer zu teuer sein, um mich kaufen zu lassen." Die unterzeichneten Kontrakte sollen später Teil einer Ausstellung der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Adrian Piper werden.

Auf den ersten Blick hält man die künstlerische Performance von Adrian Piper für einen Infoschalter. Viele Besucher der Biennale sind an ihr wohl achtlos vorbeigegangen. Bis vergangenen Samstag zumindest, als Adrian Piper als beste Künstlerin der 56. Biennale mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden ist. "Für ein Werk, das den Zuschauer zu lebenslangem Engagement auffordere", so würdigte der Kurator der diesjährigen Biennale, Okwui Enwezor, das Werk der 66-jährigen Adrian Piper. In ihrer Dankesrede betonte sie, welche große Auszeichnung der Preis für sie bedeute.

Kunst mit Bekenntnischarakter

Neben der besten Künstlerin wurde auch der bester Pavillon ausgezeichnet. Die Wahl der internationalen Expertenjury, der in diesem Jahr unter anderem die Direktorin des Museums der Moderne Salzburg, Sabine Breitwieser angehörte, fiel auf den Beitrag von Armenien. Eine Auszeichnung, die wohl als politisches Statement verstanden werden muss. Anlässlich des 100. Jahrestages des Völkermords an den Armenier beschäftig sich der Pavillon mit Armeniens Kunst nach der Diaspora.

Politisches Statement der Jury

Der Pavillon, so Biennale-Präsident Paolo Baratta, betone die Kraft des kulturellen Austauschs. Für sein Lebenswerk wurde der ghanaische Bildhauer El Anatsui ausgezeichnet. Anatsui lehrt in Nigeria Bildhauerei und beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit traditionellen afrikanischen Motiven und der Frage inwieweit die afrikanische Kultur von westlichen Einflüssen überformt wird. Der 71-jährige nahm den Preis sichtlich gerührt entgegen. Mit dem Preis, so El Anatsui, erhalte die marginalisierte zeitgenössische Kunst des afrikanischen Kontinents neuen Auftrieb. Aber, so der Preisträger, Kunst könne nicht ausschließlich geographisch verortet werden. "In der Kunst geht es um Ideen, die Grenzen überschreiten", so der ghanaische Bildhauer El Anatsui, der sich im Trubel der Biennale-Gala über den Goldenen Löwen freute.