Roman von Teju Cole

Jeder Tag gehört dem Dieb

Sein New-York-Roman "Open City" wurde vor drei Jahren zu einem internationalen Erfolg. Teju Coles erstes Buch, "Every Day is for the Thief: A Novel", ist nun auf Deutsch erschienen; es handelt von der anderen Stadt, die sein Leben geprägt hat: von Lagos.

"Die Diskrepanz zwischen dem Beschriebenen und dem Ton der Beschreibung macht dieses Buch einzigartig."

Teju Cole, wurde 1975 in den USA geboren, wuchs allerdings in der nigerianischen Hauptstadt Lagos auf, aus der seine Eltern stammten und wohin sie zurückkehrten, als er noch Kind war. Als Jugendlicher kehrte er in die USA zurück, nach New York, wo er nach wie vor lebt. New York und Lagos, die beiden ausufernden Metropolen, stehen im Zentrum seines Schreibens.

Service

Teju Cole, "Jeder Tag gehört dem Dieb", übersetzt von Christine Richter-
Nilsson, Hanser Berlin

Teju Cole

Der Roman "Jeder Tag gehört dem Dieb" trägt unübersehbar autobiografische Züge, ersichtlich auch durch eine Anzahl von Fotografien, die der Autor selbst in Nigeria aufgenommen und in seine Texte montiert hat. Teju Cole beschreibt eine Rückkehr in die Fremde. Sie beginnt bereits in New York, in der nigerianischen Botschaft. Der Erzähler, ein junger Amerikaner, der gerade seine Ausbildung zum Psychologen beendet, will nach Nigeria reisen. Dort ist er aufgewachsen, er besitzt zwei Staatsangehörigkeiten, und benötigt nun einen neuen nigerianischen Pass. Um den zu erhalten, muss er schnell die Gepflogenheiten des Landes erlernen, das er besuchen will.

Cole schreibt aus einer persönlichen Betroffenheit und der Perspektive eines Bürgers der westlichen Hemisphäre: über Stromausfälle, Hitze, Staub und Überfälle, den kräfteraubenden Alltag in einem sich modernisierenden, dabei geschichtsvergessenen afrikanischen Land. Die Diskrepanz zwischen dem Beschriebenen und dem Ton der Beschreibung macht dieses Buch einzigartig. Die Sprache ist entschieden, dabei stetig fließend, sanft, durchzogen von Melancholie und Poesie. Cole, der immer wieder europäische Autoren zitiert, ist ein Augenblickssammler, dessen Texte mit Fotografie ebenso viel zu tun haben wie mit Soziologie und Literatur.

Wer dieses Buch liest, ist direkt mit den Beobachtungen und Emotionen seines Autors verbunden. Es ist eine Brücke in eine fremde Welt, eine herrliche Gelegenheit, etwas über einen Fleck Erde zu erfahren, von dem wir gar nicht so weit entfernt sind.