MultitalentThomas Ades im Porträt

Thomas Adés "The Tempest" ist zweifellos die bedeutendste Staatsopernpremiere dieser Saison. Am Dirigentenpult wird der Komponist selbst stehen.

Thomas Ades

Thomas Ades: "Alles kann einen beeinflussen, egal ob es ein Straßengeräusch ist, das man durchs Fenster hört, oder Musik, die man einmal gehört hat."

APA/WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Kulturjournal, 12.6.2015

1971 in London geboren, studierte Ades Klavier, Dirigat und Komposition unter anderem bei György Kurtag. Diese Kombination erleichtert nicht nur Ades die eigene Arbeit, es erfreut auch Intendanten in aller Welt, die mit einem Komponisten am Pult stets für zusätzliches Interesse beim Publikum sorgen können. "Zu dirigieren ist eine Befreiung", sagt Ades "es hilft mir, beim nächsten Komponieren näher an das heran zu kommen, was ich wirklich hören will."

"The Tempest" ist nach "Powder Her Face" die zweite Oper von Thomas Ades. Sie entstand 2004 für die Londoner Covent Garden Oper und wurde danach an zahlreichen Häusern in Europa und Amerika aufgeführt. "Es ist von allen Shakespeare-Stücken das poetischste. So gesehen ist es das musikalischste, weil das Stück von Klängen, Geräuschen und sprechender Luft handelt. Es geht um die nicht greifbaren Dinge im Leben, und das zieht Komponisten an. Das Stück schreit geradezu nach Musik", so Ades.

Die Wahl fiel nicht zufällig auf ein Shakespeare-Stück, ist doch die Mutter Historikerin und der Vater Schriftsteller und die Kindheit des kleinen Thomas hat so manches Shakespeare-Stück, das daheim in verteilten Rollen gespielt wurde, geprägt.

Ades dritte Oper "Der Würgeengel" nach Luis Bunuel kommt 2016 bei den Salzburger Festspielen zur Uraufführung.

Textfassung: Joseph Schimmer