Umjubelte Opernpremiere von "The Tempest"

Als wichtigstes Opernereignis der Saison wurde sie angekündigt, die gestrige Premiere von "The Tempest" - "der Sturm" - an der Wiener Staatsoper. Mit stürmischem und minutenlangem Jubel bedachte das Publikum gestern diesen "Sturm" und den dirigierenden Komponisten Thomas Adès.

Morgenjournal, 15.6.2015

Dieses Werk des britischen Komponisten Thomas Adès nach dem gleichnamigen Shakespeare-Drama wurde 2004 im Londoner Covent Garden uraufgeführt und war - ungewöhnlich genug für eine zeitgenössische Oper - auch in den Folgejahren an bedeutenden Opernhäusern zu sehen.

Sonntagabend erlebte "The Tempest" seine Österreichische Erstaufführung, als Koproduktion mit der New Yorker Metropolitan Opera. Regie führt Robert Lepage, am Dirigenentpult stand der Komponist selbst. Er landete mit "The Tempest" nun auch an der Wiener Staatsoper einen Triumph.

Der Sturm - "The Tempest" - steht auch am Beginn des Abends: Er lässt die Königsfamilie von Neapel auf einer geheimnisvollen Insel stranden. Sie ist das bizarre Reich von Prospero, der einst Herzog von Mailand war, bis ihn sein Bruder Antonio gestürzt und mit seiner kleinen Tochter aufs offene Meer verbannt hat. Das Schicksal - oder vielmehr magische Kräfte - bringen Antonio und den mit ihm verbündeten König von Neapel nun wieder mit Prospero zusammen, und dieser sinnt auf Rache.

Prospero, dargestellt von Adrian Eröd, ist in diesem Theater der grimmige Regisseur, der seinen Untertanen, dem Hexensohn Caliban und dem Luftgeist Ariel, immer neue Anweisungen gibt, seine gestrandeten Feinde zu quälen. Lepage, auch im Film erfolgreich, schafft zusammen mit seiner Kompagnie aus Québec "Ex Machina" ein bilderreiches Theater - düster, zauberhaft und oft auch humorvoll.

Der große Star des Abends war jedoch nicht Adrian Eröd, sondern die Sopranistin Audrey Luna: Als böser und glamouröser Geist Ariel schraubt sie sich in höchste stimmliche Lagen und erntete am Ende den größten Jubel des Publikums.

Textfassung: Joseph Schimmer