Non-Profit-Unternehmen für Kunstschaffende

Das belgische Non-Profit-Unternehmen SMart (Société mutuelle pour artistes) wurde gegründet, um Kreativen und Kunstschaffenden ihre Arbeitsbedingungen zu erleichtern. Im Wiener Kabinetttheater wurde vor kurzem die österreichische Niederlassung vorgestellt.

Dabei geht es um administrative Tätigkeiten und Rechtsberatung, aber auch um die Möglichkeit für freischaffende Künstlerinnen und Künstler, über SMart eine Anstellung zu bekommen, die zugleich Sozial- und Pensionsversicherung gewährleistet.

Kulturjournal, 22.6.2015

Service

SMart

Sabine Kock ist Geschäftsführerin der IG Freie Theaterarbeit und engagiert sich für bessere Arbeits- und Existenzbedingungen für Menschen, die im Theaterbereich arbeiten, und sie hat dabei seit Jahren mit denselben Problemen zu tun: Menschen, die in Mischformen beschäftigt sind, teils selbstständig, teils angestellt, oft unterbrochen durch Monate der Arbeitslosigkeit. "Wir haben seit vielen Jahren nach einer Möglichkeit gesucht, Kunstschaffende anzustellen", so Kock.

Soziale Absicherung seit 17 Jahren

Fündig geworden ist Sabine Kock in Belgien. Dort hat vor 17 Jahren Julek Jurowicz das Non-Profit-Unternehmen SMart gegründet, um einem sozialen Missstand entgegenzuwirken: In Belgien damals wie in Österreich heute sieht zwar das Theaterarbeitsgesetz eine verpflichtende Anstellung darstellender Künstlerinnen und Künstler vor, aber häufig würden Künstler von sehr kleinen Institutionen oder Privatpersonen beschäftigt, die gar keine Tools zur Verfügung hätten, sie anzustellen, so Jurowicz.

"Wie Carsharing in der Kunst"

Insgesamt betreuen bei SMart Belgien 170 Mitarbeiter/innen mehr als 60.000 Künstlerinnen und Künstler. Das Spektrum reicht von Bildender Kunst über Kunsthandwerk und Musik bis zu Tanz und Performance. Es ist ein bisschen wie Carsharing, meint Julek Jurowicz: "Immer mehr Menschen brauchen kein eigenes Auto und greifen auf die Möglichkeit zurück, ihr Auto zu teilen. Genauso ist es hier, warum soll man für jedes kleine Projekt ein eigenes Unternehmen gründen, wenn man stattdessen Teilhaber an einem großen Unternehmen sein kann."

Bereits vor Jahren begann man, die Idee auch in andere europäische Länder wie Spanien, Italien, Schweden und Frankreich zu tragen. Seit 2011 existiert das Ansinnen auch in Österreich, zunächst als kleiner Verein, seit Mai als Genossenschaft, die heute erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Selbsttragendes Projekt

Noch ist der österreichische Ableger auf eine Anschubfinanzierung aus Belgien und eine Förderung des BKA angewiesen. In Zukunft soll sich das Projekt aber frei von Förderungen selbst tragen, so wie das in Belgien der Fall ist. Wie das geht? "Wir behalten eine Marge von 7,5 Prozent von der Bruttogage ein, die der jeweilige Künstler mitbringt und begleichen davon die Lohnnebenkosten und andere Ausgaben", erklärt Sabine Kock.

SMart nimmt also die Rolle des Arbeitgebers ein und bürgt für die Auszahlung der Gagen, auch wenn es von Seiten des Auftraggebers zu Zahlungsverzögerungen oder sogar zu Zahlungsausfällen kommt.

Rechtliche Beratung & Honorargarantie für Selbstständige

Wer lieber selbstständig sein möchte, kann gegen ein Honorar von derzeit 30 Euro pro Stunde Hilfe bei administrativen und bürokratischen Tätigkeiten oder rechtliche Beratung in Anspruch nehmen. Auch hier gewährleistet SMart die Auszahlung des Honorars und übernimmt notfalls die lästige Arbeit der Mahnung. Allerdings gehe die Tendenz bisher in eine eindeutige Richtung, so Kock: "Wir haben bisher erst 20 User, aber alle wollen angestellt werden, obwohl das für sie eine Reduktion der Gage bedeutet. Doch das ist ihnen die soziale Sicherheit wert."

Neue Ideen, steigende Vernetzung

In Belgien wird das Projekt beständig ausgebaut, vom Crowdfunding bis zu Mikrokrediten. Und auch die internationale Vernetzung schreitet voran. Doch bei allen sozialen Zielen: SMart sei weder ein Sozialprojekt, noch eine Künstleragentur, so Kock.