"L'Unità" erscheint wieder

Italiens wohl bekannteste linke Tageszeitung "L'Unità" hat gestern ihre Wiederauferstehung gefeiert: Nachdem sie nicht zum ersten Mal in Konkurs gegangen war und mehr als 300 Tage Pause einlegen musste, präsentiert sie sich jetzt in neuem Gewand und mit einem neuen Direktor, der dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi nahesteht.

Morgenjournal, 1.7.2015

Mit Marco Bucciantini, den neuen Chefredakteur von "L'Unità", beginnt jetzt für die wohl berühmteste linke Tageszeitung Italiens eine neue Ära. Zum dritten Mal. Anno 2000 wurde die Zeitung zum ersten Mal eingestellt, um nur ein Jahr später wieder zu erscheinen. 2014 ging sie erneut Pleite. Die Krisen und Schließungen spiegeln die Krisen jener Partei wieder, für die dieses Blatt 1924 entstanden war: aus der kommunistischen wurde zunächst eine diffus linke, dann eine undefinierbar links-liberale und unter Matteo Renzi eine entschieden sozialdemokratische Partei.

Das abnehmende Interesse der Italiener an einer linken Partei, die sich zunehmend in Richtungsstreitigkeiten verhedderte, wurde durch die ins Bodenlose abfallenden Verkaufszahlen von "L'Unità" deutlich. Die Folge: das Blatt, organisiert von berühmten Journalisten und Schriftstellern, ging ein. Dass "L'Unità" jetzt wie ein Phönix aus der Asche wieder aufersteht, liegt zum einen an einem mutigen neuen Verleger, zum anderen aber - und vor allem - an Regierungschef Matteo Renzi.

Reformen, Kampf gegen die Mafia und Hilfe für Einwanderer

Der will ein Parteiorgan, das seine Weltsicht repräsentiert. Und so verwundert es nicht, dass die neue "L'Unità", mit einer Auflage von etwa 40.000 Exemplaren, gleich in der ersten Ausgabe ihr Credo verkündet - nicht offen, aber indirekt, qua Themenwahl - und dieses Credo lautet: "Linkssein ist Renzi-Sein". Was thematisch bedeutet: Reformen, der Kampf gegen die Mafia vor allem in Rom, Hilfe für Einwanderer und ein großer lobender Text für Papst Franziskus, der sich mit seiner jüngsten Enzyklika als Grüner outete.

Zeitungsdirektor ist der Journalist und Linkspolitiker Erasmo D'Angelo - und das bedeutet: ein überzeugter Renzi-Fan. Sein Ziel ist es im fast undurchschaubaren Informationsdschungel jeden Tag einige wenige Thema zu behandeln, um den Lesern Informationen und Hintergründe zu bieten: "Wir wollen eine Oase der Informationsreflektion sein, mit Inhalten, Analysen. Das ist der Unterschied von 'L'Unità' zu allen anderen italienischen Zeitungen."

Ein ehrgeiziges verlegerisches Projekt also. Das von Dauer sein könnte. Jedenfalls solange Matteo Renzi das Ruder seiner Partei und seines Landes in den Händen hält. Denn solange das der Fall sein wird, wird es auch um die Finanzen der neuen alten "L'Unità" gut bestellt sein.