Die Daheimgebliebenen
Wenn Frauen abwandern und Männer zurückbleiben: Über Zusammenhänge von männlicher Frustration und Rechtsextremismus in Deutschlands neuen Bundesländern.
8. April 2017, 21:58
Junge Männer in Österreich wählen zu einem hohen Prozentsatz die FPÖ, während es bei den jungen Frauen ähnlich hohen Zuspruch für die Grünen gibt. Besonders eklatant wird dieses Wahlverhalten in strukturschwachen Gegenden. Das haben auch die Deutschen erlebt. Seit dem Fall der Berliner Mauer sind etwa 1,5 Millionen - meist junge Menschen - aus Ostdeutschland in den Westen abgewandert.
"Fehlt es an kulturellen Angeboten, übernehmen die Nazis"
Über rechtsradikale Fußballturniere und NPD-Kinderfeste.
Waren es früher in unseren Breiten die Männer, die in wirtschaftlich aussichtslosen Momenten das Land verlassen haben, gehen heute mehr Frauen weg, um sich anderswo ihr Geld zu verdienen. Das bewirkt, dass es in so manchem strukturschwachen Gebiet, etwa in den neuen deutschen Bundesländern einen Männerüberschuss von 25 Prozent gibt. Und diesen Männern geht es nicht gut. Ihre Machtlosigkeit schlägt im Extremfall in Gewalt um - das steht dann in der Zeitung.
In diesen Gebieten der früheren DDR droht die dauerhaften Etablierung einer ganz spezifischen männlichen Unterschicht: schlechte Ausbildung, ohne Job, ohne Partnerin. Aus Frust über ihre unerfüllten Wünsche und Männerphantasien driften verbitterte junge partnerlose Männer an den rechten Rand des politischen Spektrums.
Seit Beginn dieses Jahres häufen sich die rechsextremistischen Aktivitäten im Osten Deutschlands wieder. In Bitterfeld-Wolfen sorgten Anschläge gegen grüne und linke Politiker für Angst und Schrecken. Mit deutlich steigenden Flüchtlingszahlen nehmen auch die Übergriffe auf Asylwerber zu. Zuletzt brannten wieder zwei geplante Flüchtlingsunterkünfte in Hoyerswerda und Meißen. Ein Problem, das mit Symptombekämpfung sicher auch in Zukunft nicht in den Griff zu bekommen ist.