Begutachtung: Cannabis als Schmerzmittel
Ausschließlich als Schmerzmittel will das Gesundheitsministerium jetzt Cannabis-Produkte zulassen. Am Mittwoch endet die Begutachtungsfrist für eine entsprechende Verordnung. Das bedeutet, dass aus Hanf gewonnene Medikamente künftig billiger werden. An eine generelle Legalisierung ist aber nicht gedacht.
8. April 2017, 21:58

Cannabis-Pflanzen aus legaler Zucht.
APA/HELMUT FOHRINGER
Morgenjournal, 8.7.2015
Ausweitung: natürlicher Wirkstoff aus Drogenhanf
Renommierte Schmerzmediziner sagen, dass aus Cannabis gewonnene Arzneimittel gut wirken können - bei Patienten, die an multipler Sklerose erkrankt sind, Chemotherapien bekommen oder an Neuropathien leiden. Einer, der eine solche Nervenerkrankung hat und nun offen anspricht, dass er den Cannabis-Wirkstoff Dronabinol verschrieben bekommen hat und in Form von Tropfen nimmt, ist Österreichs wohl bekanntester Konsumentenschützer, Peter Kolba. Er leidet an Polyneuropathie. Die Füße brennen, Krämpfe in Waden und Oberschenkeln und leichte Taubheit in den Händen. Um schlafen zu können, nimmt er eine Kombination aus Dronabinol und einem Schlafmittel. Dronabinol ist seit den 1990er Jahren zugelassen, aber nur aus synthetischer Herstellung, sagt Johanna Schopper, Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium. Ein Verordnungs-Entwurf sieht nun eine Ausweitung der Regelung auf den natürlichen Wirkstoff aus Drogenhanf vor.
Produktion in Glashäusern der Ages
Angebaut wird der Hanf hochoffiziell und seit Jahren von der Gesundheitsagentur Ages, im Auftrag von Arzneimittelfirmen. Ages-Institutsleiter Berhard Föger sagt dass das Institut gesetzlich verpflichtet sei, gewisse Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Die Produktion finde in den Glashäusern der Ages statt. Ihren Kunden wird die getrocknete Blüte übergeben. Wenn der daraus gewonnene Cannabis-Wirkstoff künftig verkauft werden darf, dürfte der Preis von Dronabinol um 15 bis 20 Prozent sinken, vermutet der Leiter der Schmerzmedizin am Wiener AKH Hans Georg Kress. Der Patienten Peter Kolba sagt, dass derzeit Dronabinol sehr teuer sei. An die 800 Euro im Monat habe er zunächst bezahlt. Erst nach Monaten hat Kolba die nötige chefärztliche Bewilligung erhalten und zählt jetzt zu den Einzelfällen, in denen die Kassa zahlt.
Problem ist, dass Kassen Kosten übernehmen
Auch Schmerzmediziner Kress sagt, das Problem sei, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Hier sollte das Verfahren vereinfacht werden. Der Grund für die Zurückhaltung der Krankenkassen ist laut Kress und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger, dass es zwar gute Erfahrungen gibt für die schmerzlindernde und entspannende Wirkung aber kaum Studien, die sie medizinisch belegen. Und so ist man in Österreich weit davon entfernt, den Anbau von Hanfpflanzen freizugeben für Schmerzpatienten oder Hanfblüten in Apotheken abzugeben, wie sich das Peter Kolba wünschen würde, die kostengünstigste Variante. Schmerzmediziner Kress hingegen meint, er könne sich nicht für das Rauchen von Cannabis einsetzen, wo doch Rauchen an sich gesundheitsschädlich sei.