Menschenbilder
Peter Weish, Naturwissenschaftler und Umweltaktivist
"Dann war ich plötzlich ein Anti-Atom-Extremist." Der Physiker, Zooologe und Umweltaktivist Peter Weish
29. Juni 2025, 14:10
Vor fünfzig Jahren, 1975, veröffentlichte Peter Weish, damals Assistent an der Universität für Bodenkultur in Wien, das wissenschaftliche Taschenbuch "Radioaktivität und Umwelt" sowie einen Beitrag zur Systemanalyse des Gesundheitswesens in Österreich mit dem Titel: "Radioaktivität als Krankheitsfaktor". Der ruhige und introvertierte, sich selbst als schüchtern beschreibende Wissenschafter wurde gemeinsam mit seinem BOKU-Kollegen Bernd Lötsch zu einer Galionsfigur der Anti-Atom-Bewegung. Nicht zuletzt seine Expertise und unermüdliche Vortragstätigkeit führten zum Nein zum Kerkraftwerk in Zwentendorf bei der Volksabstimmung am 5. November 1978.
Am 29. November 1936 wurde Peter Weish als zweites von vier Kindern geboren. Die ersten beiden Lebensjahre verbrachte er in Wien-Wieden, wo sein Großvater eine Bäckerei betrieb, dann übersiedelte die Familie in das Vorstadtviertel Gersthof. Bald danach "verschwand" sein Vater im Zweiten Weltkrieg, so seine Wahrnehmung als Kind. Es folgten der Besuch der Volksschule während der Nazizeit, die russische Besatzung, die vorübergehende Übersiedlung in die amerikanisch besetzte Steiermark und der Hungerwinter 1946 - prägende Anfänge eines sich später, auch für seinen Protagonisten, in unerwartete Richtungen entwickelnden Lebens.
Peter Weish studierte zunächst Chemie, kurz vor dem Abschluss wechselte er zur Biologie, absolvierte aber auch das ursprüngliche Nebenfach Physik. Es folgte die Dissertation am Instiut für Strahlenschutz im Reaktorzentrum Seibersdorf. Dort wurde er zu einem Experten für die Gefahren der Atomenergie und zum unerbittlichen Kritiker der Atomlobby - die in den '60er- und '70er-Jahren die Gefahren der radioaktiven Strahlung herunterspielte.
Heute unterrichtet der inzwischen vielfach ausgezeichnete Naturwissenschaftler immer noch an der Universität für Bodenkultur, hält Vorträge und arbeitet weiterhin für den Naturschutz, gegen den Klimawandel und für eine lebenswerte Umwelt.